PERRY-RHODAN-Kommentar 2148


ERÖFFNUNGEN IN WASSERMAL ...


Befragen wir unseren Advocatus Diaboli, wird seine Bemerkung nach den Eröffnungen des Pangalaktischen Statistikers Rik wohl in Richtung habe er ja schon immer gewusst, weil den zuckersüß säuselnden Lichtkugeln nicht zu trauen sei gehen. Nachträglich ist man natürlich immer schlauer, und wenn schon grundsätzliches Misstrauen allem und jedem gegenüber angebracht scheint, dann selbstverständlich auch gegenüber den PGS.

Eine »Bestätigung von unabhängiger Seite« steht zwar noch aus. Selbst wenn nur ein Teil der Informationen zutreffend sein sollte, bahnt sich hier etwas an, was in seinen Auswirkungen und Konsequenzen noch gar nicht überschaut werden kann. Versuchen wir dennoch die Aussagen einzuordnen und – sofern möglich – auch ein bisschen zwischen die Zeilen zu blicken.

Die Statistiker behaupten, dass seit vielen Jahrmillionen das Leben derart überhand genommen hat, dass es im Begriff steht, die »Kontrollinstanzen von Ordnung und Chaos« schlicht zu überfordern oder außer Kraft zu setzen. Die Reaktionszeiten der Kosmokraten sind wie die der Chaotarchen für die Begriffe des Lebens in der Tat meist so ungeheuer lang, dass die Manipulationen, die von lebendigen Wesen vorgenommen werden, schlicht und einfach in Masse und Geschwindigkeit die Kosmokraten und Chaotarchen überfordern.

Das Leben »ist zu viel« geworden, sagen die Statistiker. Das Universum wird nicht mehr beherrscht von »Ordnung« und »Chaos«, sondern aus statistischer Sicht muss das Leben selbst – vor allem wegen seiner natürlichen Vielfalt und der Fähigkeit, jede noch so kleinste Nische zu besetzen – längst als dritte, richtungslose, nicht organisierte, »amorphe« Kraft hingerechnet werden.

Und hier kommt »Thoregon« ins Spiel. Es gehört als Machtfaktor weder zum Chaos noch zur Ordnung. Für die Ordnungsmächte ist Thoregon – genauer gesagt das Erste Thoregon – mittlerweile ein so bedrohlicher Faktor geworden, dass sich die Kosmokraten gezwungen sehen könnten, mit einem der brachialsten ihnen zur Verfügung stehenden Mittel zu reagieren.

Die Pangalaktischen Statistiker glauben, dass die Kosmokraten etwas gegen das Leben an sich unternehmen werden; unter anderem seien sie dabei, in diesem Abschnitt des Universums Galaxienzünder aussetzen. Jeder sei dafür konstruiert, wie in der Schlacht von Kohagen-Pasmereix in einer kompletten Galaxis das Schwerkraftgefüge zu zerstören. Inmitten einer solchen kataklysmischen Gewalt komme es angeblich zu hyperphysikalischen Reaktionen, die selbst bis in die extrauniversalen PULSE hochschlagen könnten!

Sämtlichen auch nur entfernt mit Thoregon im Zusammenhang stehenden Galaxien steht also die Vernichtung bevor. Von einem Einsatz schrecken die Kosmokraten derzeit offenbar noch zurück, weil es das Chaos im Universum erhöhen würde und das den Chaotarchen Nutzen bringt. Am Ende aber werden sie sich durchringen, weil eine Duldung der Helioten die Grundfesten ihrer Macht unterminiert ...

Wie die Galaxienzünder aussehen, vermag Rik nicht zu sagen; die Statistiker haben nur über Dritte Kenntnis von dem kosmokratischen Plan erhalten. Dennoch gehen sie davon aus, dass auch die Milchstraße vermint ist oder bald vermint wird, ebenso die anderen Thoregon-Galaxien. Insgesamt, so glaubt Rik in seiner Schätzung, stehen auf der Liste der Kosmokraten zwischen zwei- und dreitausend Galaxien. Galaxien, die entweder bereits zu einem Thoregon gehören oder die eine gewisse Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung eines PULSES aufweisen ...

Natürlich will Atlan schockiert wissen, auf welche Weise das Erste Thoregon die Ordnung des Kosmos konkret bedroht. Denn bislang sah es so aus, als verfolgten sämtliche Thoregons das Ziel, sich gegen Ordnung und Chaos zu isolieren. Rik widerspricht dieser Version vehement: Die Isolation diene den Helioten lediglich der ungestörten Vorbereitung auf den »ganz großen Coup« – die Einflussnahme auf den Moralischen Kode selbst!

Wie das konkret bewirkt werden soll, wissen die Statistiker noch nicht, weil auch ihnen Grenzen gesetzt sind. Anzeichen einer gewaltigen Manipulation sind für ihre überlegenen Sinne jedoch unverkennbar: Rik und seine Gefährten haben allein in den letzten zehn Wassermal-Jahren ein halbes Dutzend Galaxien registriert, die entweder scheinbar unvermittelt ihren Kurs verändert oder durch spontane Transitionen eine andere Position eingenommen haben.

Weiterhin glauben die Statistiker, dass die Materiequelle GOURDEL in der Galaxis Erranternohre vor dem Erlöschen steht. Im Gegenzug scheint eine neue Negasphäre im Entstehen begriffen; die physikalischen Vorbedingungen würden durch einen nicht erkennbaren Einfluss soeben geschaffen. Keimzelle dieser Negasphäre dürfte eine Galaxis namens Hangay sein, vom Universum Tarkan ins Standarduniversum versetzt und zur Nachbargalaxis der Milchstraße geworden! All diese Phänomene treten nicht deshalb auf, weil Ordnung und Chaos den Moralischen Kode manipulieren, sondern es seien die Helioten, die auf die Kosmonukleotide Einfluss zu nehmen beginnen.

Die Statistiker können nicht beweisen, dass wirklich die Helioten hinter alldem stecken. Doch sie haben hinreichend oft das gemeinsame oder zeitnahe Auftreten von Helioten im Zusammenhang mit den unerklärlichen Vorgängen beobachtet. Für sie ist der Zusammenhang statistisch eindeutig! In jedem der besagten Fälle wurde die Aktivität von Helioten in den betroffenen Gebieten festgestellt – für die Statistiker Hinweis genug, dass tatsächlich die Wesen aus Licht am Werk waren.

Schließlich der »Hammer«: Es scheint, dass die Region des Ersten Thoregon identisch mit jener ist, die die Terraner als Mahlstrom der Sterne kennen! Allerdings vermögen die Statistiker keine Details zu erfassen, denn auch sie können einen PULS nicht direkt einzusehen. Da heißt es tief durchatmen, weil sich unglaubliche Zusammenhänge eröffnen ...

Rainer Castor