PERRY-RHODAN-Kommentar 2147


ZEITBRUNNEN


Den Sieben Mächtigen stand ein bewährtes und ausgeklügeltes Wach- und Verbindungssystem in Form der Zeitbrunnen zur Verfügung. Über diese konnten sie oder die von ihnen instruierten Wächter den Weg eines Schwarmes genau verfolgen und nötigenfalls eingreifen. Die Benutzung des Zeitbrunnen-Systems gestattete, riesige Distanzen nahezu zeitverlustfrei zu überbrücken, während der Status eines Wächters dazu berechtigte, eine Waffe vom Rang eines Anzugs der Vernichtung zu tragen.

Mit den Zeitbrunnen wurde eine besondere Zeitlosigkeit verbunden, die auf ihre Umgebung »ausstrahlte« und deren besondere »Stabilität garantierte«; verbunden damit war eine durchdringende Kälte, die »aus der Unendlichkeit« tief unten aus dem Brunnen kam. Die äußere Erscheinung erinnerte an eine Öffnung, die sich wie ein Brunnenschacht in der Landschaft des jeweiligen Planeten befand: ein schwarzes, gestaltlos waberndes Loch von fünf und mehr Metern Durchmesser, scheinbar aus der Raum-Zeit herausgestanzt.

Im Verlauf der Jahrmillionen waren die Mächtigen nachlässig und träge geworden. Offensichtlich glaubten sie, weil die Kräfte der Ordnung »einen gewissen Vorteil« errungen hatten, dass einem Schwarm nichts mehr zustoßen könne, so dass die Zeitbrunnen schließlich kaum noch von Wächtern benutzt wurden. Namentlich bekannte Standorte von Zeitbrunnen waren neben der Erde Barkon, Derogwanien und Charianterc; darüber hinaus musste es jedoch Zehntausende oder gar Millionen weiterer gegeben haben.

In Armadan von Harpoons ANLAGE war beispielsweise an vielen Stellen das entsprechende Symbol als Relief zu finden, das einen Brunnen in einer Stahlwüste darstellte, bei dem es sich jedoch nur vordergründig um einen ganz normal aussehenden Brunnen handelte ...

Als Bardioc gemeinsam mit dem kosmokratischen Roboter Laire das Sporenschiff PAN-THAU-RA »entwendete«, in der Galaxis Algstogermaht versteckte und daranging, über die Karduuhls den Schwarm zu manipulieren, hatte der Niedergang des »Bundes der Zeitlosen«, wie die Sieben Mächtigen auch genannt wurden, schon längst eingesetzt. Von Ganerc-Callibso wissen wir, dass es im Jahr 3585 schon längst andere Mächtige gab, an die der RUF erging – obgleich wir bislang noch niemanden davon zu Gesicht bekommen haben. (PR-Roman 850)

Zwei Jahre später erreichten Ganerc-Callibso und Alaska Saedelaere den Planeten Charianterc, um den Einstieg in die Kette der Zeitbrunnen zu finden, die sich als geheimnisvolles Transportsystem durch viele Galaxien zog. (...)

»Er ist erloschen«, sagte Ganerc-Callibso in diesem Augenblick. Seine Worte waren Ausdruck einer maßlosen Enttäuschung. Es war die Tatsache, dass der Zeitbrunnen nicht mehr funktionierte, die den Puppenspieler von Derogwanien erschütterte. Der Ausfall des Brunnens bedeutete, dass sie alle erloschen waren: die ganze gewaltige Kette transmitterähnlicher Tore durch Raum und Zeit existierte nicht mehr. Das war das Ende einer Institution, die einer unerhörte Bedeutung innerhalb einer bestimmten kosmologischen Entwicklung besessen hatte. Deshalb konnte man auch nicht einfach sagen, dass die Zeitbrunnen erloschen waren. Jemand hatte sie abgeschaltet! (PR-Roman 944)

Ebenfalls im Jahr 3587 wurde Kemoauc als letzter überlebender Mächtiger von den Kosmokraten in den Bereich jenseits der Materiequellen abberufen. Seit jener Zeit haben wir weder etwas von ihren Nachfolgern noch von den Zeitbrunnen gehört, allerdings mit den Dienern der Materie und ihren Kosmischen Fabriken eine weitere Hierarchie-Ebene der Ordnungsmächte kennen gelernt.

Leider tappen wir hinsichtlich der wahren Natur der Zeitbrunnen im Dunkeln. Wir wissen weder etwas über die genaue Art und Weise ihrer Funktion noch über die Entstehungszeit oder ihre Erbauer. Das System der Zeitbrunnen wurde zwar den Mächtigen zugeordnet, doch es darf bezweifelt werden, dass sie mehr als nur Benutzer waren. Callibso deutete Alaska gegenüber einmal an, es seien Überbleibsel einer unbekannten, längst untergegangenen Zivilisation. (PR-Roman 746)

Dass nun Zeitbrunnen wieder sporadisch »aufflackern« und aktiv werden, ist also keineswegs eine reguläre Erscheinung, da es diese Zeitbrunnen »eigentlich« gar nicht geben dürfte ...

Neben den anderen von Rik im Roman angesprochenen Dingen, auf die wir im nächsten PR-Kommentar eingehen werden, haben die Pangalaktischen Statistiker festgestellt, dass im Zusammenhang mit den vielfältigen von ihnen beobachteten Phänomenen und Katastrophen jeweils das irreguläre Aufflackern von Zeitbrunnen zu verzeichnen war. Sie müssen deshalb auf eine Art, die auch die Statistiker noch nicht definieren können, mit der Tätigkeit der Helioten in einer direkten Verbindung stehen.

Inzwischen wird die erratische Tätigkeit von Zeitbrunnen überall im von den Statistikern einsehbaren Teil des Kosmos beobachtet. Daraus schließen sie, dass die Helioten ihren Einflussbereich derzeit einerseits dramatisch ausweiten und zum anderen noch immer nicht gelernt haben, wie sie ihre Macht richtig einsetzen können. Immerhin hätte der Zeitbrunnen auf dem Planeten Vision beinahe die Große Konjunktion zum Scheitern gebracht.

Andere Zeitbrunnen-Ereignisse haben, so Rik, bereits nachweislich schwere Katastrophen in diversen Galaxien verursacht. Die Statistiker sind davon überzeugt, dass sich die Helioten eine Macht anzumaßen, die sie nicht beherrschen und mit der sie nichts als Unheil anrichten! Deshalb gehen Rik und seine Kollegen davon aus, dass die Kosmokraten das nicht auf Dauer tatenlos hinnehmen werden. Da die Ordnungsmächte aber auf die PULSE mit ihren spezifischen Machtmitteln keinen Zugriff nehmen können, werden sie sich der Helioten »auf ihre Weise« entledigen.

Nehmen wir die anderen Eröffnungen Riks hinzu, fällt es nicht leicht, den inzwischen sprachlos aufklaffenden Mund so einfach wieder zu schließen ...

Rainer Castor