Im engeren Sinne ist »Katsugo« die arkonidische Bezeichnung für ein Übungsschwert aus Holz, während es darüber hinaus – dem japanischen Kendo vergleichbar – die Bezeichnung für den Schwertkampf der Dagorista-Arkonritter insgesamt ist, abgeleitet von der wörtlichen Bedeutung von katsu und go, also »Schwert-Weg«.
Im Zusammenhang mit der »Operation Stiller Riese« und der Besetzung des Planeten Ertrus kamen die ebenfalls als Katsugo bezeichneten Roboter zum Einsatz. In der Ertrus-Variante von 3,05 Metern Größe und einem Einsatzgewicht unter Standardgravitation von rund acht Tonnen, wurden diesen schwerstgepanzerten Kampfmaschinen die USO-Katsugos äußerlich nachempfunden (siehe Risszeichnung PR 2031, Datenblatt PR 2032).
Modular aufgebaut, jedoch dank der siganesischen Bauweise ungleich kompakter und präziser, kann das »technische Innenleben« in verschiedene Chassis verpflanzt werden und ist mit unterschiedlichem Äußeren ausrüstbar, ähnlich wie bei den »Kokonmasken« des berühmten Vario-500. Die USO-Katsugos bestehen aus Ynkon-SAC (Super-Atronital-Compositum auf Ynkelonium-Terkonit-Basis), verfügen über schwere MVH-Geschütze, kleinkalibrige Transformwaffen, stärkste Paratron- und HÜ-Schutzschirme, Deflektoren, Anti-Ortungseinrichtung und eine leistungsfähige syntronisch-positronische Hybridsteuerung.
Hinzu kommen die Lagerkammern für Agentenausrüstung sowie Unterkünfte für je sechs Siganesen; ein Vorbild für die USO-Katsugos waren auch die berühmten Paladin-Roboter der USO. Die Besatzungsmitglieder nennen sich selbst »die Raubkatzen« – Wild Cats. Jedes Mitglied hat sich auf die linke Schulter das stilisierte Abbild eines Raubkatzenkopfes tätowieren lassen.
Da Sumner Kagel ein Mann und Tynka Mintcoo eine Frau ist, beruht die Namensgebung TOMCAT und SHECAT auf einem Wortspiel, wie man es von den als verklemmt geltenden Siganesen erwartet: »Kat« erinnert an das altenglische »cat«, den Belesenen unter den USO-Spezialisten natürlich wohl bekannt ...
Kernstück ist eine die Steuerung des äußeren Waffenchassis übernehmende Zentraleinheit – ein Rotationsellipsoid von einem Meter Durchmesser und 1,20 Metern Höhe, unterteilt in sechs Decks à zwanzig Zentimetern Höhe. Die Wandung besteht aus zwei Zentimeter dickem Ynkon-SAC in dreilagiger Sandwichbauweise. Diese Zentraleinheit selbst hat keine Offensivbewaffnung, ist aber mit eigenen Schutzschirmprojektoren und Triebwerken ausgestattet und kann im Notfall aus dem Chassis gesprengt werden.
Vier Schächte mit Leitern dienen den Siganesen dem vertikalen Zugang; auf Lifte oder Antigravschächte wurde bewusst verzichtet. Variable positronische Verbindungselemente und fiberoptische Leitungen bilden die Schnittstellen von der Zentraleinheit zur jeweiligen Lauf- und Bewegungsmotorik. Eine ganze Reihe von Schleusen und Röhren gestatten den Zugang zu den externen Aggregaten.
Deck 1 beherbergt neben zwei Notausstiegsschleusen die Zentrale mit den Leitständen und befindet sich zum Beispiel im Schädel der Katsugo-Robotvariante. Trotz ihrer Winzigkeit erinnern sie an moderne Raumschiffsleitstände – mit dem Unterschied, dass beide USO-Katsugos über eine SERT-Haube verfügen. Die Ertruser waren ja keineswegs die einzigen, die versucht haben, mit dem Ende des rein syntronischen Zeitalters neue Emotionauten auszubilden. Somit hatte auch Monkey als Chef der USO an dieser Option von Beginn an höchstes Interesse gezeigt. Sollte die SERT-Haube ausfallen, bleiben die USO-Katsugos immer noch per Posyn steuerbar.
Sobald die SERT-Haube aktiviert ist, wird der Emotionaut von einer Holosphäre eingehüllt, die ihm optisch den Eindruck vermittelt, real als USO-Katsugo zu agieren. Dateneinblendungen wie Menüleisten, Fester, Textblöcke und dergleichen liefern über die direkte paramechanische Verbindung ins Bewusstsein hinaus Zusatzinformationen und erleichtern die Handhabung. In gewisser Weise verwandelt sich der Kastugo-Emotionaut in einen »Cyborg«: Ohne selbst aktiv zu werden, empfindet und handelt er mit dem Extern-Körper, nutzt dessen Sensorik – und das Ganze mit einer Schnelligkeit und Perfektion, die kaum mehr zu überbieten ist.
Deck 2 ist der Standort des syntronisch-positronischen Hybridrechners siganesischer Kompaktfertigung. Der Eigenname entspricht jeweils dem USO-Katsugo – also TOMCAT und SHECAT. Die Vocoderstimme beim Akustikkontakt ist dementsprechend männlich und weiblich.
Auf Deck 3 und 4 befindet sich der Unterkunftsbereich der Besatzung mit Wohnraum, Küche, Aufenthaltsraum, Einzelkabinen mit Sanitäranlagen und Stauraum für persönliche Ausrüstung sowie die Wasser- und Nahrungsmittelvorräte. Vier Ausstiegsschleusen gestatten den Zugang in den Chassisbereich des Katsugos.
Deck 5 und 6 der Zentraleinheit fungieren als Maschinendecks mit eigener Energieversorgung. Es gibt drei Gravitraf-Speicher von Kugelform mit einem Durchmesser von fünfzehn Zentimetern. Neben dem Antigrav ist als Triebwerk ein Gravopuls-Aggregat vorhanden, das Geschwindigkeiten bis 500 Stundenkilometer gestattet, während der Andruckabsorber maximal hundert Gravos absorbiert – für den Fall, dass die Zentraleinheit eigenständig agiert. Separate Projektoren für HÜ- und Paratron-Schutzschirm, die Anti-Ortungseinrichtung sowie das Lebenserhaltungssystem (Ver- und Entsorgung, Sauerstoffregenerierung, Klimastation, Wasseraufbereitung) vervollständigen die Ausstattung.
Abhängig von der jeweiligen Chassisform und -größe und auf den entsprechenden Einsatz zugeschnitten ist die »periphere Ausstattung« in Form weiterer Triebwerke, Schutzfeld- und Waffensysteme. Hinzu kommen schließlich diverse Optionen wie der Einsatz von Mikrosonden, Drohnen, kleinen Marschflugkörpern, Minitorpedos, Rak-Werfern und Subrobotern unterschiedlichster Größen und Aufgaben.
Rainer Castor