PERRY-RHODAN-Kommentar 2122


VISION – DIE WELT DER STATISTIKER


Wer die Sterneninsel Akhimzabar erreicht, die Prüfung des für den äußeren Schutz zuständigen Guten Geists von Wassermal überstanden und schließlich auch die einmal jährlich stattfindende LOTTERIE gewonnen hat, gelangt an Bord einer Malischen Dschunke zur dritten Welt des Systems Horani-Hamee – und damit den Planeten der Pangalaktischen Statistiker. Die gleichnamige gelbe Sonne vom Typ G9V befindet sich im Bereich des galaktischen Zentrums von Wassermal, 3353 Lichtjahre vom eigentlichen Zentrum und 47.004 Lichtjahre vom Stijssen-System entfernt.

Der Planet Vision (Zabar-Ardaran in Diamal, der hiesigen lingua franca; entsprechend der »dritten« Himmelsrichtung auch Udix genannt) erscheint auf den ersten Blick wie ein naturbelassener Planet, dessen blauweißer Anblick dem der Erde gleicht; die warme, angenehm atembare Luft ist von etwa irdischer Dichte, der planetare Durchmesser beträgt 13.382 Kilometer, die Schwerkraft 0,95 Gravos, es gibt keinen Mond. Mit nur sechs Grad Achsneigung gibt es nur geringe jahreszeitliche Schwankungen, die Land-Wasser-Verteilung beträgt 33 zu 67, die Landmasse konzentriert sich auf einen Hauptkontinent und viele tausend Inseln unterschiedlichster Größe.

Die Welt der Statistiker ist zugleich auch ideologisches und religiöses Zentrum der Pfauchonen-Kultur, in die der vorliegende Roman erste Einblicke bietet. Die für den internen Schutz zuständigen Prinzenkrieger entstammen diesem Volk, das auch die hiesigen Polizeiaufgaben übernimmt.

Wassermal ist für die Pfauchonen die Neunspeiche – Tar-Ukkhar –, da sie ihre Galaxis geometrisch in neun exakt gleichgroße »Tortenstücke« aufgeteilt haben, die Speichen oder Ukkhar, die den Himmelsrichtungen entsprechen (siehe auch Abbildung in PR-Kommentar 2121). Im »Zentrum« der Neunspeiche – der Nabe der Speichen, das Ukkhardin – befindet sich der Planet Vision, dessen Umlaufdauer 450 planetare Tage zu 24 Stunden fünf Minuten 48 Sekunden beträgt.

Davon abgeleitet ist die 450-Grad-Einteilung des Vollkreises in Wassermal, während sich die neun der Pangalaktischen Statistiker in der Anzahl der Himmelsrichtungen wie auch den insgesamt neun Planeten des Horani-Hamee-Systems widerspiegelt. Neun? Das ist also die erste Überraschung – es gibt nur diesen einen Planeten der Pangalaktischen Statistiker, und von ihnen selbst wiederum nur neun: Rik, Sba, Tshi, Raud, Ipox, Iff, Jaada, Kad und Fhof.

Abgeleitet hiervon ist auch die »geomantische Zahlenlehre« der Pfauchonen: Stets zu bevorzugen ist die Zahl neun, die für die neun Himmelsrichtungen und die neun Pangalaktischen Statistiker steht. Aber auch sieben und vier sind gut – während zum Beispiel die Sechs und ganz besonders eben die Todeszahl acht abgelehnt werden, da diese von dem Pfauchonen als eine unreine, eine unheilvolle Zahl betrachtet wird.

Den Zahlen wiederum sind auch die neun Himmelsrichtungen zugeordnet: Svor der positiv bewerteten Eins; Gist der positiv bewerteten Zwei; Udix der neutral bewerteten Drei; Nal der positiv bewerteten Vier; Toon der positiv bewerten Fünf; Yaz der negativ bewerteten Sechs; Slyd der positiv bewerteten Sieben; Nim der extrem negativ bewerteten Acht; Tar der sehr positiv oder gar göttlich bewerteten Neun.

Die neun »Schreiberstädte« – dem jeweiligen Namen des Statistikers ist ein ’ombir (Stadt) angehängt, zum Beispiel Rik’ombir gleich »Stadt des Statistikers Rik« – liegen in einem Gebiet von etwa tausend Kilometern Durchmesser im Zentrum des Hauptkontinents Ukkhardin. Sie sind prächtig und farbenfroh und wirken wie ein riesengroßer Basar aus Tausendundeiner Nacht.

Die kreisförmige Struktur mit jeweils einigen Kilometern Durchmesser zeigt, dass sich alles um den Turm des Statistikers im Zentrum dreht: jeweils drei Kilometer hoch, an der Basis etwa einen halben Kilometer breit, verjüngt er sich bis zu einem Durchmesser von nur noch achtzig Metern an der Spitze. Die Oberfläche präsentiert sich keineswegs glatt, sondern teilweise bucklig und mit einer Struktur wie poröser, sandsteinfarbener Tuff. Wäre der Turm nicht so riesig und eindeutig künstlich, könnte man ihn für einen gewaltigen Felsenkamin halten. Die »Spitze« ist in einer dünnen, wie Dampf wirkenden Wolkenschicht verborgen.

Der Platz am Fuß des Turms erreicht einen Durchmesser von ziemlich genau einem Kilometer und ist mit einer spiegelnden Substanz ausgelegt, über der der Turm auf einem optisch eben erkennbaren, leicht flimmernden Feld schwebt. Erst ab einer Höhe von zehn Metern über dem Spiegelboden beginnt sich das Flimmern zu verfestigen. Bei zwanzig Metern wirkt die Wandung halbtransparent, bei dreißig Metern ist tatsächliche Festigkeit erreicht.

In der Spitze eines jeden Turms »wohnt« einer der Pangalaktischen Statistiker. Besucher können versuchen, im Inneren des Turms schwerelos nach oben zu schweben – sofern es ihnen gelingt, dem mentalen Druck standzuhalten, der von dem Pangalaktische Statistiker selbst erzeugt wird. Mit beinahe schmerzhafter Deutlichkeit ist nämlich die Nähe eines gewaltigen Geistes zu bemerken, je höher man schwebt, ausgehend von einem mächtigen Wesen. Wer an Rückzug denkt, wird durch den sich automatisch umkehrenden Richtungsvektor zu Boden zurückzusinken, ohne dass er es verhindern kann.

Wer jedoch hoch genug emporsteigt, kann beim Blick aufwärts eine dunkle, jegliches Licht in sich aufsaugende Schwärze erkennen, die an ein Black Hole erinnert. Wer noch höher kommt, um den breitet sich ein Abbild des Kosmos aus, ein flimmerndes surreales Muster aus leuchtenden Sternen, in dem ein Puls schlägt – verbunden mit dem Eindruck einer zuckenden, sich windenden Gestalt, die alles umschließt, was existiert: der Pangalaktische Statistiker.

Um wen oder was es sich bei ihnen handelt, bleibt vorerst offen. Fest steht allerdings, dass ihr Wissen immens ist.

Rainer Castor