Ein Blick auf das Titelbild zeigt es: Wieder einmal ist ein
Doppelnull-Jubiläumsband erreicht und damit auch ein Beitrag
»In eigener Sache«.
Es heißt ebenso, dass abermals hundert Romane seit dem
letzten Kommentar dieser Art erschienen und zwei Jahre vergangen
sind und dass es sich beim PRK 2100 - für die Statistiker -
sogar schon um den 142. aus meiner Tastatur handelt. Leute, wie die
Zeit vergeht! War eben nicht erst der Weltcon in Mainz ...? Nein,
auch das ist nun schon wieder fast zwei Jahre her.
Verbunden damit war damals neben den Ausstieg von Ernst Vlcek aus der »Expo-Factory« Robert Feldhoffs Frage an mich, ob ich nicht Lust, Zeit und Interesse hätte, ihm fortan hinsichtlich der Exposés und ihrer Daten zur Seite zu stehen, ähnlich wie zuvor bei den Traversan-Bänden der ATLAN-Miniserie. Natürlich hatte ich - und seither sind ebenfalls schon mehr als hundert »Expos« aus dieser Zusammenarbeit hervorgegangen.
Zum Ablauf der Entstehung unserer Exposés kann an dieser Stelle ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert werden. Einmal pro Jahr gibt es eine Autorenkonferenz, bei der unter anderem die grobe Hauptrichtung für die zukünftige Handlung besprochen wird. Ein- bis zweimal pro Jahr folgen so genannte Expo-Konferenzen von Klaus N. Frick und Robert Feldhoff, die mehr ins Detail gehen. Die weitere Hauptarbeit lastet dann auf Robert, der die Einzel-Exposés der Romane erstellen muss.
Nachfolgend deshalb seine Aussagen, wie sie ähnlich auch in
der August-Ausgabe des TerraCom im Interview mit Thomas Rabenstein
vom PERRY RHODAN-Online Club (PROC) nachzulesen sind:
Das Exposé wird zunächst an meinem Computer
geschrieben. In der Anfangsphase hat alles Einfluss auf das
Exposé, was ich so aufnehme. Das kann zum Teil sogar sehr
bewusst vonstatten gehen. Zum Beispiel Dinge, die von den Lesern an
mich herangetragen werden. Hat alles seine Berechtigung, werde ich
versuchen, das Thema aufzugreifen und umzusetzen.
Es wird auch umgesetzt, was die Autoren wünschen. Wenn zum Beispiel Horst Hoffman sagt, dass die Figur »XY« ihm besonders liegt, werde ich alles versuchen, diese Figur wieder in das Exposé aufzunehmen. Ein Rückkopplungseffekt zu den Autoren ist somit vorhanden und sehr stark ausgeprägt. Bevor ein Exposé angefertigt wird, gehen natürlich viele Telefonate und Konferenzen voraus, und die Leser haben durch ihre Äußerungen schon Einfluss.
Sobald das Exposé geschrieben ist, kommen vor allen Dingen Rainer Castor und Klaus N. Frick ins Spiel, indem sie auf der Basis meines Entwurfs Dinge ergänzen. Rainer fügt sehr viel hinzu, nicht nur auf der Ebene Technik, sondern auch bei den Datenblättern. Wie sieht zum Beispiel ein neues Volk aus? Ich formuliere nicht die Details, sondern lasse Rainer wissen, was ich genau möchte. Auch hier funktioniert das Prinzip in beide Richtungen. Wenn Rainer bestimmte Dinge möchte, wird er sie von mir auch bekommen. So betrachtet ist die Teamarbeit bei der Exposégestaltung sehr stark ausgeprägt.
Klaus hat sich in letzter Zeit aus dem Exposé-Bereich etwas zurückgenommen und lässt Rainer und mir freie Hand. Zuletzt geht das Exposé an die Autoren. Wenn ein Autor in dieser Phase noch Widersprüche bemerkt, wird das Exposé entsprechend abgeändert.
Eine Auswirkung dieser Zusammenarbeit war und ist unter anderem, dass bei manchen Themen der PRK bewusst dazu dient, Dinge »aus den Romanen selbst« auszugliedern, um sie in konzentrierter Form zu präsentieren; zum Beispiel der »Vierteiler« zur USO. Das wird so bleiben und fortgeführt werden, auch und gerade vor dem Hintergrund, dass es den Hinweis oder gar Vorwurf einiger Leser gab, dass es, wenn dieses »nur« im PRK und nicht im Roman selbst abgehandelt werde, ja weniger oder keine »Aussagekraft« habe ...
Mehr zum Entstehen unserer Romane - von den ersten Ideen über die Expos, die Manuskripte bis hin zum druckfrischen Heft - konnten all jene Besucher in Rastatt miterleben, die am 8. September 2001 in den Verlag kamen und nicht einmal vom Dauerregen abgehalten wurden, den vierzigsten Geburtstag der PERRY RHODAN-Serie zu feiern ...
... aber dann kam der 11. September 2001 und irgendwie erscheint mir alles, was ich »In eigener Sache« noch schreiben wollte - ebenso wie das, was ihr bis hierher gelesen habt -, ziemlich unwichtig, banal und fad. Es war jener Tag, der vermutlich mehr verändert hat, als wir uns zur Zeit vorstellen können und wollen; ein Tag, der für mich »normal« begann, bis um etwa 15 Uhr meine Mutter in mein Büro kam, von einem »Flugzeugunfall in New York« sprach, ich das Fernsehgerät einschaltete und wir dann - »live und in Farbe« - zusehen mussten, wie soeben ein zweites Flugzeug in den anderen Turm des World Trade Centers krachte ...
Von einem »Unfall« konnte spätestens jetzt nicht mehr die Rede sein - und in den nächsten Stunden ging es Schlag um Schlag weiter; drittes Flugzeug ins Pentagon, Einsturz des ersten, dann des zweiten WTC-Turms, Schicksal eines vierten Flugzeugs zunächst unklar, dann die ersten Wiederholungen, ergänzt um neue Bilder, neue Perspektiven des Schreckens, verbunden mit Sprach- und Fassungslosigkeit angesichts der unbekannten, in die Tausende gehenden Zahl der Toten.
Vor diesem Hintergrund wird PERRY RHODAN schrecklich unbedeutend und es fällt schwer, einfach »zur Tagesordnung« überzugehen, weil der Abgabetermin dieses PR-Kommentars drängt ...
Abschließend deshalb nur ein letzter Gedanke: Ich war zwar noch nicht in New York und hatte demzufolge auch noch nicht selbst die Twintowers besucht. Dennoch waren diese beiden rund 400 Meter hohen Quader stets insofern etwas Besonderes, weil sich mit ihnen vor Augen sehr schön auch die bei RHODAN vorkommenden Größenordnungen veranschaulichen ließen: halbe Höhe der Türme gleich einem 200-Meter-Kugelraumer. Vergangenheit - es gibt die beiden Türme nicht mehr, und nicht nur sie wurden zu Staub und Asche ...
Rainer Castor