Rund vier Jahre nach der ersten Begegnung mit den Arkoniden wurde eine neue Epoche eingeleitet, verbunden mit Ereignissen, die in ihrer Wirkung bis in die Gegenwart reichen: Am 25. Mai 1975 wurden im 27 Lichtjahre entfernten Wega-System Strukturerschütterungen der Transitionen von mehr als 120 Raumschiffen angemessen. Perry Rhodan brach auf, um »nachzusehen« – einerseits, weil eine Entdeckung der Erde zu befürchten war, andererseits, weil Crest im Wega-System die von ihm gesuchte »Welt des Ewigen Lebens« vermutete.
Diese Welt war zwar »nur« ein Mythos, bestimmte aber viele der galaktischen Legenden, Sagen und Überlieferungen. Die damit verheißene Unsterblichkeit trieb nicht nur die Arkoniden an, sondern beflügelte die Träume fast jeder Zivilisation, die mit diesen Geschichten in Berührung kam. Immer wieder gefundene Spuren, Artefakte und konkrete Hinweise zeigten, daß es sich nicht allein um Raumfahrergarn drehte, sondern daß sich hinter den Erzählungen etwas Konkretes verbarg.
Eine Einschätzung, die die als »Fiktivwesen« umschriebene und ES genannte Entität am 29. Januar 1976 auf dem Kunstplaneten bestätigte: Ich sah galaktische Hochkulturen kommen und gehen. Ich steuerte einige, bis ich mich damit nicht mehr unterhalten konnte. Es mag sein, daß ich etwas Abwechslung benötige. Vor den Arkoniden gab es eine andere Rasse, davor wieder eine. Ich habe mir Ihre Welt angesehen, Perry Rhodan. Ich gebe Ihnen und Ihrer Art die gleiche Chance, die ich den Arkoniden gegeben habe. Für mich wird das ein kleiner Augenblick sein, und dann werde ich wieder auf jemanden warten müssen, der meine überall hinterlassenen Spuren begreift und sich mit ihrer Lösung beschäftigt ... (PR 19)
Bis es jedoch zu dieser Begegnung kam, die in der Gewährung der ersten Zellduschen für Perry Rhodan und Reginald Bull gipfelte, war die Hürde des Galaktischen Rätsels zu überwinden. Auftakt war das von John Marshall aus den Gedanken des ferronischen Thort geesperte Wissen über eine versiegelte Gruft unter dem Roten Palast, errichtet von Wesen, die berichtet hatten, sie würden »länger als die Sonne leben«. Von ihnen stammten auch die Käfigtransmitter, die die Ferronen verwendeten.
Das Schirmfeld der »Zeitgruft« konnte überwunden werden, die Instandsetzung des erschienenen Transmitters lieferte die nächsten Hinweise: »Wenn du etwas von unserem Licht weißt, so sieh nach, von wem du es weißt. Nur einer wunderte sich über die Maschinen des Wissens – er kam in jüngster Zeit, für mich nur Sekunden. Finde ihn und frage ihn! Wenn du zu ihm willst, so komme hinab in die Gruft des Lichtes, aber komme nicht ohne das Wissen über seine Person. Man wird dich nach seinem Namen fragen.«
Gemeint war der Arkonide Kerlon, der 9985 Jahre zuvor mit seinen drei Schiffen ins Wega-System gekommen war, dann aber in das nach seinem zum Kerlon-Geschwader gehörenden Entdecker Larsaf benannte Sonnensystem weiterflog, wie das Positronengehirn auf der Venus bestätigte.
Man folgte der »Spur durch Zeit und Raum«, begegnete Kerlon nach einer Zeitversetzung in der Vergangenheit – was die vorhandene Zeitschleife schloß –, ging weiteren Hinweise auf dem Schwerkraftgiganten Gol nach, erreichte mit Tramp, dem »Planeten der sterbenden Sonne«, die nächste Station, machte wegen Guckys »Spielereien« einen unfreiwilligen Umweg über Tuglan und erreichte schließlich, während sich die Sonne Wega zur Nova aufzuheizen drohte, die scheibenförmige Kunstwelt (siehe PR 12 bis 19 oder Silberband 3) ...
Erst sehr viel später sollte sich herausstellen, daß das Galaktische Rätsel in seiner besonderen Form exakt auf Perry Rhodan zugeschnitten war: Über die Entdeckung des zweiten Aspiranten für einen der beiden speziell von den Kosmokraten angefertigten Zellaktivatoren informiert, gelangte Carfesch zur Erde und mußte feststellen, daß der Empfänger zu dieser Zeit noch ein neunjähriger Junge war.
ES nahm daraufhin behutsam Kontakt auf und kündigte an, daß der Junge als Erwachsener eine Reihe von Prüfungen zu bestehen habe. In einem weiteren Schritt wurde die Kunstwelt um rund zehn Jahrtausende in die Vergangenheit versetzt und für kurze Zeit zwischen dem neunten und zehnten Planeten des Wega-Systems positioniert, um so den Grundstein für das Galaktische Rätsel zu legen, in das wiederum die mit Kerlon verknüpfte Zeitschleife integriert war (siehe PR 1000).
Wer sich diese »Anfänge« genau vor Augen führt, braucht also gar nicht verwundert zu sein, daß sich als weiterer Hintergrund die noch »umfassendere« Zeitschleife über den Chronisten von ES in Gestalt Delorian Rhodans und die Verbindung zwischen der Superintelligenz und Perry Rhodan als noch viel enger geflochten herausstellte. Was jedoch auf den ersten, oberflächlichen Blick vielleicht als eine »Entmystifizierung« anmutet, erweist sich bei genauerer Betrachtung eher als Vergrößerung des Rätsels namens ES.
Weiterhin liegen nämlich die wahren Ursprünge in Gestalt der Sorrmo-Sporenwolke und des Koridecc-Schmetterlings, die vor rund 18 Millionen Jahren im Auroch-Maxo-System zu ESTARTU, dem »Grenzenlosen Glück«, verschmolzen, völlig im dunkeln. Wir müssen uns ebenso fragen, weshalb der Beginn der Segaf-Zeitrechnung von Segafrendo anscheinend auf das Verschwinden von TRIICLE-9 hinzuweisen scheint, wie auch, welche Bedeutung das als »sechsdimensional funkelndes Juwel« umschriebene Phänomen des Solsystems wirklich hat, das offenbar den Aufstieg des geschwächten Wanderers zur eigentlichen Superintelligenz überhaupt erst ermöglichte.
Ganz zu schweigen davon, daß in der 18 Millionen Jahre umfassenden gemeinsamen Geschichte von ES und ESTARTU, von »Bruder und Schwester«, ziemlich viele Löcher klaffen, die der Aufklärung harren – insbesondere, was Handlungsweise und Motivation ESTARTUS bis in die Gegenwart betrifft. Es sieht ganz so aus, als sei das Galaktische Rätsel noch längst nicht gelöst ...
Rainer Castor