Allgemein versteht man unter Kristallen Festkörper, deren Bausteine – Atomrümpfe, Ionen, Moleküle – sich periodisch in einem Raumgitter wiederholen. Dieses enthält einen kleinsten Bereich, durch dessen Aneinanderlegen der ganze Kristall dargestellt werden kann. Neben Form- und Farbvarietäten gibt es solche der Einschlüsse, die von Einzelatomen bis zu Gasen und Flüssigkeiten reichen.
Das Kristallgitter von Quarz als der bei Temperaturen unterhalb von 870 Grad Celsius stabilen Form kristallisierten Siliziumdioxids wird beispielsweise von nahezu regulären Tetraedern gebildet, bei denen ein Silizium-Ion von vier Sauerstoff-Ionen umgeben ist, die jeweils zwei Tetraedern gemeinsam angehören. Durch die Einlagerungen von Anionen oder Neutralteilchen sowie den Austausch von Silizium durch andere geeignete Elemente ergibt sich eine außerordentlich große Mannigfaltigkeit verschiedener Quarzformen.
Den Hyperkristall genannten Mineralien gemeinsam ist, daß es sich zwar um solche auf Quarzbasis handelt, ihre Einschlüsse jedoch hyperenergetischer Natur sind und als »pseudomaterielle« Struktur mehr oder weniger stabile Stofflichkeit gewinnen. Chemische und physikalische Messungen führen deshalb stets zu stark schwankenden Ergebnissen.
Weil sich die Einschlüsse nicht ins Periodische System der Elemente einordnen ließen, definierten die praktisch orientierten Arkoniden diese »Hyperelemente« als »hyperenergetisch-pseudomaterielle Konzentrationskerne«. Howalgonium als nicht synthetisch herzustellende Quarzform hat überdies ein ungewöhnliches Silizium-Isotopenverhältnis: Es besteht zur Hälfte aus dem Isotop Si-30, das in der Natur nur rund drei Prozent des Silizium-Bestandes ausmacht. Während der Kristallaufbau einem normalen Raumgitter entspricht, kann der eingelagerten »Pseudomaterie« zwar atomähnliche Feinstruktur zugewiesen werden, doch selbst exakteste Messungen erbringen ein zwischen 208 und 513 schwankendes Atomgewicht.
In Abhängigkeit von dieser (»Pseudo«-)Masse variiert die natürliche Hyperstrahlung, weshalb von einer »hyperenergetischen Vario-Konstante« gesprochen wird. Diese ist klar von jener zu unterscheiden, die sich durch äußere Anregung – konventionell und/oder hyperphysikalisch – ergibt. Howalgonium mit der Spezifikation RT-0066 bedeutet beispielsweise, daß die Bandbreite der Vario-Abweichung nicht mehr als 66 Kalup beträgt; ein fast kaum noch zu unterbietender Wert.
Howalgonium mit »überwertiger Drosselkonstante«, ÜDK-Howalgonium genannt, wurde dagegen für das Solare Antitemporale Gezeitenfeld benötigt.
Payne Hamiller beschrieb die Einschlüsse als pseudostabile, »am Rand des Hyperraums« angesiedelte Konzentration von Hyperbarie – jene Hyperenergie, deren Äquivalent im Standarduniversum Masse und Schwerkraft ergibt: Die hyperenergetische Strahlung beruht auf der ständigen Verwandlung von Hyperbarie in (»Pseudo«-)Masse und umgekehrt, weil nicht die gesamte Hyperbariemenge als Masse plus Gravitation auftritt, sondern stets ein Rest – Zufallsgesetzen folgend – im übergeordneten Kontinuum verbleibt.
Ein Teil der Emissionen ergibt sich aus diesem Umwandlungsprozeß, ein anderer als Resonanz mit der übrigen Howalgonium-Hyperbarie-Konzentrationen. Ihr Mitschwingen führt zu Sekundär-»Entladungen« in Gestalt von Hyperjets – Hyperstrahlung, deren Quintronen über Zwischenstufen sehr rasch zu konventionellen Lichtquanten »degenerieren«. Neben der allgemeinen Lichtbrechung am Kristallgitter beruht vor allem hierauf die meist als »grünlich leuchtend« beschriebene Farbe des Howalgoniums.
Gleiches gilt für die Farbvarietät der übrigen Hyperkristalle: Die Violettfärbung von Criipas ergibt sich aus Hyperjets, deren Degeneration Lichtquanten der Wellenlänge von etwa 411 Nanometern erzeugt; bei blauen Mivelum sind es solche von 470 Nanometern, bei grünen Skabol 502, bei gelben Losol 547 und bei roten Khalumvatt 684, während in weißlichen oder bergkristallklaren Kyasoo Lichtquanten des gesamten sichtbaren Spektrums auftreten.
Für die Hyperkristalle insgesamt heißt das, daß es sich um die Kombination von konventioneller Materie mit variabler, zufallsbedingter Hyperbarie-Materialisation handelt, wobei die Bandbreite der Masseschwankung und der prozentuale Anteil im Quarz das Kriterium sind, ob von Howalgonium oder anderen Hyperkristallen die Rede ist.
Beim »Hyperfrequenzwandler« der Arcoana – einer magentafarbenen Scheibe von der Dicke einer Schreibfolie und einem Durchmesser von 4,5 Metern, bei der sich funkelnde Elemente spiralförmig vom Zentrum zur Peripherie erstreckten – wurden schließlich Hyperkristalle vorgefunden, die eindeutig belegten, daß die Einteilung noch erweitert werden muß und die Forschung erst am Anfang steht.
Die als n-Exagonium bezeichneten Schwingquarze hatten nämlich im Vergleich zum Howalgonium eine ungleich höhere Schwingfolge und Dichte, das Gewichtsverhältnis betrug eins zu dreißig, und der Unterschied in den Leistungsmerkmalen wurde von Myles Kantor als noch viel höher eingeschätzt. Angeordnet auf einer Skala der »Hyperelemente« liegen Howalgonium und die anderen bekannten Hyperkristalle am unteren Ende, während n-Exagonium am Ende dieser Skala zu suchen ist.
Dort muß wohl auch das seinerzeit durch Quintronenbeschuß aus Howalgonium gewonnene Sextagonium plaziert werden. In den letzten Jahrzehnten forcierte Untersuchungen erwiesen sich jedoch als problematisch: Es gelang nämlich nicht (mehr), stabiles Sextagonium herzustellen (wobei allerdings erwähnt werden muß, daß selbst das »hochstabilisierte« Sextagonium der Cappins – in der Suprastruktur erheblich dichter als die terranische Version – keineswegs dauerhaft stabil war, sondern eine Zerfallszeit von 80 Millionen Jahren aufwies). Ob sich daran etwas ändern läßt, ist derzeit offen ...
Rainer Castor