Wenn wir uns die Schwierigkeiten vor Augen führen, mit denen Atlan und seine Begleiter beim Vordringen zum Ritterschiff Mohodeh Kaschas zu kämpfen haben, und berücksichtigen, daß die Forschungsstation samt dem zugehörigen Lokalportal nur 180 Kilometer von der »Dunklen Null« errichtet wurde, zeigt sich das Leistungsvermögen der Rittertechnik.
Obwohl diese ebenfalls von den sonderbaren Phänomenen im Checkalur CLURMERTAKH beeinträchtigt wird, ist sie eindeutig auf einem Niveau angesiedelt, das das der Milchstraße übertrifft. Gleichzeitig folgt sie dennoch dem Grundsatz der Medianen Gleichung, gemäß der nur eine technologische Begrenzung verhindert, in die Auseinandersetzungen zwischen Kosmokraten und Chaotarchen involviert zu werden. Hinzu kommt die Erkenntnis der Ritter von Dommrath, daß ab einem bestimmten Entwicklungsgrad die Technik kaum nicht mehr der maßgebliche Faktor ist.
Vor diesem Hintergrund dürfte demnach die Rittertechnik knapp unterhalb des Schwellenwerts angesiedelt sein, oberhalb dessen wir jene in Bereiche vorstoßen, die »Hilfsvölkern« der Hohen Mächte zugerechnet werden – Porleytern, Erranten, Baolin-Nda – oder auf Seiten der Chaotarchen beispielsweise den Anin An als »Element der Technik« des Dekalogs der Elemente mit ihren 70 bis 100 Kilometer großen MASCHINEN.
Rittertechnik selbst ist ein Konglomerat, das sich aus Elementen der Kimbaner, der Crozeiren, der Zamfochen und Tayrobo sowie dem zusammensetzt, was im Verlauf der ausgedehnten Reisen durch das Universum zusammengetragen wurde. Nicht alles wurde verwertet oder genutzt, wie die eingelagerten und konservierten Artefakte des Technologischen Speichers der Sternenkammer bewiesen.
Die crozeirischen Zentroniken können wir beispielsweise als syntronähnlich einstufen, andere Anwendungen fußen offensichtlich auf Sextadimprinzipien. Bei den Crozeiren kamen weiterhin viele formenergetische Elemente zum Einsatz, wie Prinzregents Samahos Raumlinse zeigte, deren Kern eine Lebenserhaltungsanlage, zwei Reaktoren, ein Hyperraumzapfer und eine Batterie von Projektoren darstellte. Was darüber hinausging wurde aus Energie erschaffen und materiell stabilisiert, da es für jedes Aggregat in einer Bibliothek entsprechende Schablonen gab (siehe PR 1987). Diese lieferten den Projektoren die Daten über Struktur und Beschaffenheit des zu erzeugenden Objekts, sei dieses nun Schiffswand oder Aggregat; also durchaus dem SVE-Prinzip der Laren vergleichbar.
Absolute Spitzenprodukte der Rittertechnik sind zweifellos ihre acht Ritterschiffe, bei denen es sich – genau wie bei der SOL – um dreigeteilte Einheiten handelt. Ihr Sublicht-Feldantrieb basiert auf einem leistungsfähigen gravomechanischen Prinzip, das mit keinerlei direkt anmeßbaren Emissionen verbunden zu sein scheint, dennoch ein Beschleunigungsvermögen von 2000 Kilometern pro Sekundenquadrat erreicht.
Der Überlichtantrieb geht nicht von einem kontinuierlichen Hyperraumflug aus, sondern vollzieht vergleichsweise kurze intermittierende Versetzungen – im Gegensatz zum Hypertakt-Triebwerk der SOL aber keine »weichen«, sondern echte Transitionen, deren Strukturschocks komplett gedämpft und weder für die Besatzung noch für außenstehende Orter erkennbar werden. Die maximale Intermitterfrequenz beträgt 30.000 Hertz, was bei 30.000 Einzelsprüngen pro Sekunde über maximal zwei Milliarden Kilometer Distanz 6,3425 Lichtjahre pro Sekunde ergibt, sprich einen Überlicht-Faktor von maximal 200 Millionen. Notaggregate sind Normal-Transitionstriebwerke und eine dem Metagrav gleichende Antriebsvariante auf der Basis eines Pseudo-Black-Holes.
Die Energieversorgung beruht auf einer hypertropähnlichen Zapfung im Inneren des Raumschiffes – also ohne äußere Zapftrichter-Erscheinung – und Gravitraf-Speicherung; für die Notversorgung gibt es Nugas-Schwarzschild- und Fusions-Reaktoren.
Als extrem leistungsfähig ist die Antiortungseinrichtung einzuschätzen; sie schluckt sogar hochenergetische Streu-Emissionen. Sofern sich das Ritterschiff in der Atmosphäre eines Planeten befindet, weisen nur als »atmosphärische Störung« erkennbare Phänomene auf das verdeckte Objekt hin: Es handelt sich um Effekte, die einer dünnen Schicht erhitzter Luft gleichen und als ein leichtes Flirren und Wabern wahrgenommen werden, vereinzelt verbunden mit einer leicht erhöhten Ionisationsrate.
Das Grundprinzip der Schutzschirme gleicht dem von den Crozeiren verwendeten sechsdimensionaler Hybridschirm: Es ist ein Paratronfeld mit pedogepolter Kapazität im multifrequenten UHF-Band, das als gelbschimmernde Sphäre erkennbar wird, deren Grenzschicht durch ein leuchtendes Wabern mit winzigen Blitzen in Erscheinung tritt. Die Abwehrkapazität entspricht einem mehrfach gestaffelten Paratronschirm. Darüber hinaus gibt es Wirkungskomponenten, die Fesselfeldern und Traktorstrahlen entgegenwirken.
Bei der offensiven Bewaffung gibt es neben der Standardtechnik wie Impuls- und Thermogeschützen, Desintegratoren und Paralysatoren die Transitionsschleudern mit einer Reichweite von bis zu 20 Millionen Kilometern. Hierbei werden hyperenergetische Ballungen unterschiedlicher »Kaliber« durch eine extern induzierte Transition direkt ins Ziel befördert, wo sie einerseits eine konventionelle Explosionswirkung von bis zu 5000 Gigatonnen Vergleichs-TNT samt der Wirkung des Transitionsschocks entfalten, darüber hinaus aber auch einen kurzfristigen paratronähnlichen Aufriß zum Hyperraum erstellen, der alles in einem Bereich von bis zu zehn Kilometern Durchmesser unwiderruflich abstrahlt.
Als Sekundärbewaffnung dienen in erster Linie die Doppelstabroboter, von denen bis zu 30.000 an Bord eines Ritterschiffes sein können, sowie insgesamt 30 Beiboote vom Typ Installationsraumer.
Rainer Castor