PERRY-RHODAN-Kommentar 2069


FANAL DES KRIEGES


Aus der Geschichte von Torr Samaho wissen wir, daß schon rund zwei Jahrtausende vor der Vernichtung der Galaxie Kohagen-Pasmereix in der benachbarten Sterneninsel Pooryga Vorbereitungen getroffen wurden, um ein Überschwappen des erwarteten Krieges zu verhindern (siehe PR-Kommentar 2056).

Hintergrund der Entwicklung war, daß Kohagen-Pasmereix in den Planungen der Kosmokraten zweifellos eine maßgebliche Rolle spielte: Ähnlich wie später Norgan-Tur zum zentralen Sitz einer mächtigen Wächterorganisation werden sollte, entstand – so der letzte Chhatt Hrahhochratt vor seinem Tod – mit dem Dom Dommrath auf dem Planeten Dommrathi ein Zentrum für die Ritter der Tiefe. Deshalb ist es sicher nicht zu weit hergeholt, Vergleiche zum Dom Kesdschan auf Khrat zu ziehen, der rund 600.000 Jahre später entstand und von seiner gesamten Art und Funktion her dem Dom Dommrath entsprechen dürfte.

In der kugelförmigen Galaxie Norgan-Tur, 86 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt, befindet sich auf halbem Weg zwischen Zentrum und Peripherie die gelbe Sonne Yghmanohr mit ihren sieben Planeten, von denen der dritte Khrat ist.

Rein äußerlich gibt der Dom Kesdschan nicht viel her: Es ist eine Kuppel, genau 156 Meter hoch, bei einem Grundflächendurchmesser von 51 Metern. Die leuchtende Außenhülle besteht aus einem stählern wirkenden Material, das ortungstechnisch nicht zu identifizieren ist. Von Eingeweihten wird jedoch vermutet, daß hier eine Kombination von Strukturon und Carit vorliegt.

Trotz der äußeren Schlichtheit ist etwas an dieser Anlage, was jeden Besucher in eine besondere Hochstimmung versetzt. Khrat war und ist ein Ort, von dem es heißt, er atme kosmische Geschichte und stelle ein Schnittpunkt universeller Ereignisse dar. Denn der Geist, das Bewußtsein des ersten Ritters der Tiefe von Khrat verleiht dem Dom, als Teil der materiellen Substanz, eine neue, höhere Qualität und Bedeutung. Den »hallenden Glockenton« des Doms soll von darauf sensibilisierten Wesen auch über große Entfernungen hinweg, im Extrem vielleicht sogar im gesamten Standarduniversum, wahrzunehmen sein.

Jeder Anwärter auf die Mitgliedschaft im Wächterorden empfängt während der Ritterweihe im Dom das psionische Vermächtnis des Hathor Terak Terakdschan, da paranormal-transpersonale Energie in ihn überfließt. Das führt dann zur »Ausprägung« der Ritter-Aura. Die Energie kehrt, sobald der Ritter stirbt, in den Dom zurück, so daß der Ritter zumindest bis zu einem gewissen Grad nach seinem körperlichen Tod im Dom aufgeht.

Von dem unter dem Dom gelegenen Gewölbe ist bekannt, daß es älter als der Dom selbst ist, erbaut von den Porleytern, den Angehörigen der »Vorläuferorganisation« des Ordens der Ritter der Tiefe, die auch Regenbogeningenieure genannt wurden. Gerüchte besagten, daß innerhalb des Gewölbes Antworten auf die elementaren Fragen des Universums zu finden seien und daß es Waffensysteme gab, die ganze Sternhaufen spielerisch aus dem Universum fegen konnten. Ebenfalls vorhanden war die Steinerne Charta von Moragan-Pordh, in der unter anderem die drei ultimaten Fragen »gespeichert« waren ...

Der Wächterorden der Ritter der Tiefe hatte den Platz der Porleyter eingenommen, noch bevor diese Norgan-Tur endgültig verlassen hatten. Es handelte sich hierbei nicht um ein Volk wie die Porleyter, sondern es war eine Organisation, deren Mitglieder sich aus verschiedensten Zivilisationen zusammensetzten, die zur Unterstützung eine mehr oder weniger große Anzahl von Orbitern rekrutieren können.

Die Tatsache an sich, daß Ritter der Tiefe wiederholt in den Diensten der Kosmokraten standen, war für die Porleyter, die vor allem im Sinne von »Technik-Lieferanten« arbeiteten, nichts Neues. Als Schlag empfanden sie jedoch, daß der Orden von Khrat sie ersetzen sollte, endgültig und unwiderruflich – und das, nachdem ihnen als Meisterstück ihrer über Jahrmillionen reichenden Tätigkeit die Verankerung des Frostrubins gelungen war.

In der Milchstraße hatten sie den Kugelsternhaufen M 3 als ihr Versteck auserkoren, dessen Koordinaten sie in der Steinernen Charta von Moragan-Pordh zurückließen. Sie bauten ein Fünf-Planeten-System und gaben ihm den Namen Neu-Moragan-Pordh, und damit traten die Porleyter endgültig von der kosmischen Bühne ab.

Ein Khrat vergleichbarer Stützpunkt in Kohegen-Pasmereix muß den Chaotarchen naturgemäß ein Dorn im Auge gewesen sein, und es braucht nicht zu verwundern, wenn sie ihre Hilfstruppen mobilisierten. Aus den Ereignissen in Kohagen-Pasmereix geht hervor, daß es nicht bei der Auseinandersetzung zwischen den »Hilfstruppen« blieb, sondern schließlich deutlich Machtvollere auf den Plan traten: Mit dem Einsatz der Chaotender kam es zu eigentlichen Höhepunkt, bei dem zunächst der Dom Dommrath samt dem Planeten Dommrathi vernichtet wurde. Im eigentlichen »Endkampf« trafen die neun Chaotender dann auf die neun Kosmischen Fabriken, in dessen Verlauf die Kommandanten der Fabriken starben.

Parallel dazu hörte Kohagen-Pasmereix als galaktische Struktur auf zu existieren. Was sich hier nun aber recht »banal« anhört, war tatsächlich ein unglaubliches Inferno, derart gewaltig sogar, daß es ausreicht, um in der benachbarten Sterneninsel trotz der Distanz von rund 1,77 Millionen Lichtjahren als gelbrötlich glimmende Linse von fast vier Grad scheinbarer Größe mit bloßem Auge erkannt zu werden – was letztlich permanenten Energieumsetzungen gleichkommt, die denen von Quasaren vermutlich nur wenig nachstehen.

Vor diesem Hintergrund braucht es nicht zu verwundern, daß es für die nach Pooryga geflüchteten Kimbaner und Caranesen fortan als warnendes »Fanal des Krieges« in fast traumatischer Intensität die weiteren Handlungen bestimmte. Oberstes Ziel war und ist es, eine Wiederholung zu verhindern; jedes einzelne Lebewesen trägt die Verantwortung, die Dommrather sollten zu Verkündern des Friedens werden ...

Rainer Castor