PERRY-RHODAN-Kommentar 2063


EIN ERSTES RESÜMEE


Wenn es auf der Erde treffend heißt, man sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, so kann dies im übertragenen Sinne durchaus auch vom Land Dommrath behauptet werden: Die Möglichkeit, per Portaltransmitter direkt von Welt zu Welt zu gehen, verhindert recht wirkungsvoll den Blick auf diese Sterneninsel als Ganzes.

Nur zögerlich erschließt sich deshalb unseren beiden Monochrom-Mutanten, in was für eine Galaxie es sie verschlagen hat – ohne daß dadurch schon klar würde, wo diese sich, bezogen auf die Milchstraße, nun genau befindet oder wie weit sie von dieser entfernt ist. Trim und Startac wissen nicht einmal, ob Dommrath unter anderer Bezeichnung in den terranischen Katalogen aufgeführt ist.

Die zerstörte Nachbargalaxie Kohagen-Pasmereix, rund 1,77 Millionen Lichtjahre entfernt, eignet sich nicht unbedingt als Hinweis, weil diese Katastrophe noch nicht ausreichend weit in der Vergangenheit liegt. Das Licht hat die Distanz bis nach Dommrath zwar überbrückt, das erstmalige Erscheinen dieses Fanals steht sogar für den Beginn der dommrathischen Zeitrechnung, so daß der erste Croz des ersten Kado im ersten Rhyn im Jahr 1 Domm – 01C.01K.01R. / 1D abgekürzt – umgerechnet dem Jahr 1.026.349 vor Christus entspricht. Wenn aber die Milchstraße mehr als drei Millionen Lichtjahre entfernt ist – und davon muß in Kenntnis der Mitglieder der Lokalen Gruppe ausgegangen werden –, kann dort das Bild in dieser Weise noch gar nicht gesichtet werden.

Ohne jedoch Kohagen-Pasmereix’ Aussehen im Urzustand zu kennen, wird die Einordnung von Dommrath – vormals, wie wir wissen, Pooryga und somit Heimat Torr Samahos – um so schwerer. Schließlich handelt es sich bei den beiden Monochrom-Mutanten nicht um ausgebildete Astronomen, die viele NGC-, M- und SOFSTAC-Objekte kennen und deren Aussehen im Kopf haben. Vorläufig bleibt also nichts anderes, als weitere Informationen zu sammeln. Zu mehr als einem eher vagen Zwischenergebnis reicht es momentan nicht.

Beim Land Dommrath handelt es sich um eine Galaxie von rund 84.000 Lichtjahren Durchmesser, die als »beringte« Balkenspirale zum Typ SBb gehört. Das heißt mit anderen Worten, daß die Sterne vor allem in einem Hauptbalken und einem diesen umschließenden Ring gruppiert sind, während die eigentlichen Spiralarme demgegenüber deutlich zurückstehen und auch die übrige Sternkonzentration in der galaktischen Hauptebene eher »dünn« ist.

Das Galaktische Zentrum stellt eine grob kugelförmige Verdickung von etwa 10.000 Lichtjahren Durchmesser dar, die sich nach zwei Seiten hin zum Rhyslar genannten Hauptbalken mit einer mittleren Breite von 8000 und einer Dicke von 5000 Lichtjahren verjüngt. Der als Tathfedad bezeichnete Sternenring erreicht einen Innendurchmesser von 23.000 und einen Außendurchmesser von 35.000 Lichtjahren, bei einer mittleren Breite von 6000 und einer Dicke von rund 3000.

Entsprechend der Orientierung des Hauptbalkens wurde für das hiesige Koordinatensystem die x-Achse festgelegt; y- und z-Achse stehen jeweils senkrecht dazu, so daß sich in der Folge die ähnlich von der Milchstraße her bekannten Bezeichnungen für die Hauptgebiete ergeben: Im Bereich der +y-Achse liegt die »Northside« – hier das Do’Gwinyr genannt –, bei +x das Do’Ashbyr der »Eastside«, bei -y das Do’Cennyr der »Southside« sowie bei -x das Do’Enbyr der »Westside«. Hinzu kommt als der Bereich oberhalb der Hauptebene in Richtung der positiven z-Achse das Do’Galgyr und unterhalb das Do’Gysgyr.

Quasi als Verlängerungen des Rhyslar-Hauptbalkens entspringen aus dem Tathfedad im Westen der Cinwern-Spiralarm und im Osten der Cyli-Spiralarm, wobei ersterer Richtung Do’Gwinyr-Northside und letzterer Richtung Do’Cennyr-Southside verläuft. Von geringerer Ausprägung ist der von der y-Achse Richtung Do’Ashbyr-Eastside ausschwingende Cyrelas-Spiralarm; gleiches gilt für den Richtung Do’Enbyr-Westside orientierte Hywar-Spiralarm.

Bei den Sternen innerhalb des vom Tathfedad begrenzten Bereichs handelt es sich um jene, die zu den 360 Checkalurs 1520 bis 1880 gehören, welche als die der angeblich unbewohnten galaktischen Zentrumsregion gelten. Allerdings wird gemunkelt, daß dennoch Portaltransmitter dorthin führen sollen, diese jedoch den Rittern von Dommrath und ihrer Truppe, der mysteriösen Legion, vorbehalten seien.

Auf letztere wird im vorliegenden Roman genauer eingegangen. Aus dem Gesagten geht eindeutig hervor, daß die Ritter von Dommrath eine fast ans Paranoide grenzende Angst umtreibt: Kategorisch dulden sie keine Einwanderung, keine Einmischung in die inneren Verhältnisse und vor allem – das sei als Positives hervorgehoben! – keine Bedrohung der Bewohner des Landes Dommrath. Diese Galaxie soll ein Hort des Friedens sein und blieben, und in den Augen der Ritter (besitzen sie überhaupt welche?) gelingt dieses nur, wenn man streng für sich bleibt, Kriege und Konflikte nicht von außen herangetragen werden und sich alle dem Gesetz der Ritter unterwerfen: Es gibt keine Zuwanderung, keinen intergalaktischen Handel und keinen kulturellen Transfer mit anderen Ländern, heißt es in einem weiteren, über die von den Dommrathischen Verkündern hinausgehenden Dogmen formulierten Gesetz.

Was ist in ferner Vergangenheit geschehen? Weshalb handeln und denken die Ritter genau in dieser Weise? Was war der Grund, der Anlaß, der Anschub, die Dogmen und Gesetze genau so zu formulieren? Warum liegt das Verwaltungs- und Herrschaftssystem für die betroffenen Völker im dunkeln, wird gezielt als Mythos hingestellt, gegen den offensichtlich keine Auflehnung möglich ist? Warum müssen die Geheimnisse des Dommrathischen Netzes bewahrt werden und der Bau weiterer Anschlußstellen durch die Portal-Installateure mystifiziert?

Hängt es mit der Seuche zusammen? Mit Kohagen-Pasmereix? Und was hat es mit dem Krisenfall Heliot auf sich? Viele Fragen – keine Antworten ...

Rainer Castor