Den meisten Völkern, denen wir im PERRY RHODAN-Kosmos begegnen, ist der Drang hinaus ins All zu eigen. Es kommt zwar vor, daß auch Zivilisationen beschrieben oder erwähnt werden, die sich für einen anderen Weg entscheiden oder aus diversen Gründen nicht oder noch nicht zum Vorstoß ins All in der Lage sind, aber im Verhältnis zu den raumfahrtbetreibenden Spezies sind sie eindeutig in der Unterzahl.
Im allgemeinen läuft die Entwicklung der Technik parallel zu der Reichweite des Vordringens: Recht konventionell und von den Erkenntnissen unserer Zeit nicht sonderlich weit entfernt ist jener Status, wenn in die Umlaufbahn des eigenen Planeten, zum Mond oder den übrigen Planeten des Sonnensystems vorgedrungen werden kann.
Dem schließen sich die ebenfalls noch konventionellen, auch bei uns schon ins Gespräch gebrachten Möglichkeiten an, mit denen die interplanetarische Grenze überwunden und der Sprung hinaus zu anderen Sonnensystemen gewagt werden kann. Spätestens hier gibt es im Rahmen des PERRY RHODAN-Kosmos dann einen Break: Erforschung von Antigravitation und gravomechanischen Methoden, die Erzeugung von Strukturfeldern, mit denen die quasi zeitverlustfreien Transitionen vollzogen werden können, schließlich dann der Bau von entsprechenden Raumschiffen und der Beginn dessen, was wirklich Raumfahrt genannt werden kann.
Mit der Zeit kommen im allgemeinen weitere Erkenntnisse hinzu: Verbesserungen im Bereich der Transitions-Technologie wie die Ausnutzung von Transmittern oder Systemen zur Schockdämpfung. Ein erweitertes Verständnis des hyperenergetischen Spektrums führt hin zur Ausnutzung der Halbraum-Technologie und schließlich auch zur Einführung der Paratron-Technologie oder gar zur Verwendung der mit dem ultrahochfrequenten Bereich verbundenen Möglichkeiten (vergleiche PR-Computer 1981).
Wenn nun im Bereich des Landes Dommrath vom »Verbot der Raumfahrt« durch die Ritter die Rede ist und gleichzeitig auch deren im Grunde recht ausgeprägte Milde, gar Duldung von Bewegungen wie der Astronautischen Revolution Berücksichtigung findet, dürfte klar sein, daß hier in erster Linie Raumfahrt in ihrer interstellaren oder gar intergalaktischen Ausprägung gemeint ist. Sicher, die Raumschiffe der weiterhin rätselhaften Legion gehen Zug um Zug gegen die Astronautische Revolution vor, doch das betrifft jene Schlüsselindustrien, die für die Raumfahrt benötigt werden.
Techniken, die im planetennahen Weltraum zu Einsatz kommen – man denke nur an diverse Satelliten, die für Kommunikation, Wetterbeobachtung, Suche nach Bodenschätzen und so weiter in einer technisch hochstehenden Zivilisation nahezu unerläßlich sind –, sind hierbei zweifellos ebenso ausgenommen wie vergleichsweise primitive Methoden des reinen »Planetenhopsens«. Zu letzterem sind nämlich häufig sogar die Frachtcontainer des Dommrathischen Netzes in der Lage, wenn es sich bei ihnen beispielsweise um solche handelt, die dem Rohstofftransport von Schürfmonden und -asteroiden hin zu den jeweiligen Portalen dienen.
Was jedoch darüber hinaus geht, fällt unter das Verbot der Ritter; gemäß den Erkenntnissen der Sambarkin handelt es sich um eine zweifache Sicherung: einerseits eine tiefgreifende Blockade, wie sie die Hornträger von Yezzikan Rimba am eigenen Leib erfuhren, andererseits ein Zugriff, sobald ein gewisser Wissenspegel überschritten wird, dem das »Vergessen« folgt – möglicherweise durch Suggestion hervorgerufen.
Andererseits braucht es dennoch nicht verwundern – nicht zuletzt mit Blick auf das, was an Berichten aus den Checkalur-Clustern des Außenlandes verbreitet wird –, daß es immer wieder zu Versuchen verschiedenster Völker kommt, eine eigene Raumfahrt zu entwickeln, die diesen Namen auch verdient. Hierbei zeigt sich allerdings ebenso, daß die normative Kraft des Faktischen nicht unterschätzt werden darf – neben dem mehr oder weniger subtilen Zugriff durch die Legion und den von der Sambarkin vermuteten Suggestoren der Ritter: Warum die immense Mühe komplizierter Grundlagenforschung auf sich nehmen oder finanzieren, wenn über die Portale des Do’Tarfryddan ein Verkehrsnetz für Personen und Fracht vorhanden ist, das in seiner Leistungsfähigkeit mehr als nur überzeugt?
Werden alle diese Faktoren einbezogen, kann die Leistung der Sambarkin wohl nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie haben nicht nur die einer Aphasie – der Sprachstörung nach einem Schlaganfall – gleichenden, an Apoplexie-Patienten erinnernde Behinderung überwunden und sich das »Wahre Wissen« erschlossen, sondern weiterhin getreu einem Satz aus der Buddo-Zeremonie gehandelt: »Zwar wissen wir viel, doch wollen wir alles wissen – das ist sambarkischer Geist!«
Die Begeisterung von Trim Marath und Startac Schroeder mag sich beim Anblick der als »Fernraumschiff« titulierten CERRANGY in Grenzen halten. Tatsächlich aber ist den sambarkischen Wissenschaftlern etwas unter deutlich erschwerten Bedingungen gelungen, was, ließe man sie ungehindert weiter forschen, über kurz oder lang dem technologischen Raumfahrtniveau beispielsweise der Milchstraße in nichts nachstünde. Um so gravierender ist da natürlich die Beobachtung, daß die gemeinhin als »Rittertechnik« umschriebene Technologie sogar deutlich darüber angesiedelt ist!
Sie kommt bei den Portalen ebenso zum Einsatz wie bei den Raumern der Legion und jenen der Portal-Installateure, welche verblüffend der ORDEO MYN gleichen: Sublichtbeschleunigungen, die im Bereich von 1900 Kilometern pro Sekundenquadrat liegen, Hyperantriebe, die offenbar auf intermittierenden echten Transitionen basieren, sowie Schutzschirme, deren Abwehrkapazität denen mehrfach gestaffelter Paratronschirme sicher keineswegs nachsteht, sprechen eine ebenso deutliche Sprache wie das Dommrathische Netz an sich. Und die Rittertechnik wird wohl nicht die letzte Überraschung sein ...
Rainer Castor