Während Trim Marath das Duell mit Rembatta-O-E, dem Obersten Waffenträger der Außenland-Kolonisten, zu überstehen hat, sind Startac Schroeder und Ruben Caldrogyn per Teleportation in das unbekannte Innere des Sektorportals 0178-06 von Yezzikan Rimba vorgestoßen. Ihre Abenteuer und Entdeckungen schildert der Roman, so daß wir uns hier auf die Hintergründe konzentrieren können.
Sektorportale des Dommrathischen Netzes umfassen im allgemeinen zehn bis fünfzehn Groß- sowie dreißig bis fünfzig Personentransmitter, deren maximale Reichweite den jeweiligen Checkalur-Cluster umfaßt, also die Distanzen innerhalb des Kubus von 3177 Lichtjahren Kantenlänge abgedeckt – zum Clusterzentrum, den direkt angrenzenden Sektoren sowie den Lokalportalen, die zum eigenen Sektor gehören.
Zur Regelung des Verkehrs von Personen und Fracht gibt es normalerweise einen von den nur dem Namen nach bekannten »Rangeuren« geschalteten geregelten Sende- und Empfangsplan, bei dem eine entsprechende Transmitteranzahl jeweils für einige Stunden pro Tag fest eingestellt ist. Von diesem Plan abweichende Ziele werden im Rahmen der Billet-Buchung an den Gafwooch-Terminalsäulen angemeldet; die Freischaltung kann dann jedoch durchaus einen Tag oder mehr auf sich warten lassen. In Abhängigkeit von der Frequentierung des Do’Tarfryddan insgesamt wird die jeweilige Reiseroute ermittelt, sofern es sich um Reisen über drei, fünf oder mehr Portale handelt oder solche, die gegebenenfalls sogar einen oder mehrere Clustertransits beinhalten.
Da der Transport an sich auf transmitterübliche Weise zeitverlustfrei absolviert wird und insgesamt – Freischaltungszeiten und Benutzungsentgelt berücksichtigt – sämtliche rund 150.000 Welten der 3096 angeschlossenen Checkalurs vergleichsweise bequem erreichbar sind, bietet sich für die Benutzer des Dommrathischen Netzes ein Bild des »Landes«, das deutlich von dem eines durch Raumfahrt geprägten Milchstraßenbewohners abweicht.
Konkret erfaßt werden die mitunter in Lichtjahrtausenden rechnenden Distanzen zwar ebensowenig wie jene transkontinentaler Flüge unserer Zeit, aber die Verwendung der Raumschiffe verbindet sich dennoch mit einem klaren Eindruck der räumlichen Trennung zwischen den Sonnensystemen und ihren Planeten. Im Gegensatz dazu reduziert oder fokussiert sich im Land Dommrath die Wahrnehmung auf die erreichbaren Ziele, da der Schritt von einer Welt zur anderen quasi ein »distanzloser« ist, eben einer per Transmitter.
Zwangsläufig ist in der Folge auch die Gesamtsicht eine andere: Selbst mit dem besten und schnellsten Metagrav-Flug ist und bleibt der Eindruck der Weite verbunden, der Blick auf Wolken interstellarer Materie, Dunkelnebel, Riesensonnen, Weiße Zwerge, Novae und was der Phänomene mehr sind. Der Dommrather dagegen geht direkt von Welt zu Welt, für ihn ist das All dazwischen förmlich ausgeblendet, Raumfahrt und alles damit Verbundene tabu.
Überdies wird das von den Rittern von Dommrath zur Verfügung gestellte Verkehrssystem in der Regeln genutzt, nicht hinterfragt. Es steht in seiner Funktion ebenso zur Verfügung wie für unsereiner der Strom aus der Steckdose. Gedanken über das Wie und Warum sind demnach eher die Ausnahme, aber eine solche stellt naturgemäß die Astronautische Revolution und ihr Anführer Ruben Caldrogyn dar.
Bekannt ist, daß das Sektorportal 0178-06, 818 Lichtjahre vom Clusterzentrum 0178 des Planeten Richgy VII entfernt, über zehn Standardfrachttransmitter 1 (300 Meter hoch, 500 Meter breit) verfügt; hinzu kommen fünf Standardfrachttransmitter 2 (90 Meter hoch, 90 Meter breit), dreißig Standardpersonentransmitter 1 (30 Meter hoch, 50 Meter breit) sowie zehn Standardpersonentransmitter 2 (12 Meter hoch, 30 Meter breit). Das Portal-Areal ist von einer 5000 Meter durchmessenden, rotstrahlenden Energieglocke halbkugelig überwölbt und abgeriegelt – gleichbedeutend mit einer Blockierung der zugehörenden Einzeltransmitter.
Die subplanetarisch gelegenen Anlagen umfassen einen Zylinder von 1000 Metern Durchmesser und ebenfalls 1000 Metern Tiefe, zu dessen Innerem es keine direkte Zugänge oder Schleusen gibt. Die Sambarkin haben zwar herausgefunden, daß Hohlräume vorhanden sind und irgendwo auch das als »Rangeure« umschriebene Steuer-Personal anzutreffen sein muß, doch es ist ihnen trotz langer Forschung nicht gelungen, die Netz - und Portal-Geheimnisse zu lüften.
Dieses blieb dem Vorstoß von Ruben und Startac vorbehalten, und wenn wir uns die gewonnenen Erkenntnisse vor Augen führen, stellt sich fast zwangsläufig die Frage, ob die ins Do’Tarfryddan eingebundenen Portal- oder Knotentransmitter so ohne weiteres mit den bislang bekannten Transmittern gleichgesetzt werden können. Sicher, ihre Grundfunktion entspricht zweifellos der, die Startac aus der Milchstraße kennt; in beiden Fällen handelt es sich um die zeitverlustfreie Direktverbindung weit entfernter Punkte. Die Existenz der hyperphysikalischen »Parallelspur« des Portalen Äthers – einer am Kern der Sache unter Umständen eher vorbeigehenden Umschreibung – zeigt allerdings auf, daß hier eine ganz andere, fremdartige Technologie zum Einsatz kommt.
Zur Körperlosigkeit entstofflicht, dennoch weiterhin kommunikationsfähig und zur willentlichen Kursbeeinflussung innerhalb dieses sonderbaren Mediums fähig, zeigen vor allem der Vorstoß ins Tar’Yarony genannte Ätherherz und die hier zur Verfügung stehende Möglichkeit des Zugriffes auf alle Einrichtungen, daß die Grundlage des Dommrathischen Netzes eher eine sein muß, die zum Bereich des Paranormalen oder sonstigen UHF-Spektrums gehört.
Ruben Caldrogyn, der Anführer der Astronautischen Revolution, stand vor einer schweren Entscheidung. Es spricht zweifellos für ihn, daß er sich der Verantwortung bewußt ist und sich nicht für Zerstörung entscheidet.
Rainer Castor