PERRY-RHODAN-Kommentar 2051


HUHANY’TUSSAN


Imperator Bostichs große Pläne – im Schlagwort Huhany’Tussan, Göttliches Imperium, zusammengefaßt – entstanden, als er noch sehr weit davon entfernt war, sie zu realisieren: Geleitet von den Traumzeit-Imperatoren, als die sich der multipel personalisierte Extrasinn manifestierte, kam es in der Nacht vom 8. auf den 9. März 1246 NGZ zur entscheidenden »Konferenz der Herrscher«.

Inwieweit es von Bedeutung ist, daß in diesen Tagen der Jahrhundert-Hypersturm Skorgon Taion, der Verschleierte Riese, seinen Höhepunkt erreichte und an anderer Stelle mit Vincent Garron der »erste« Monochrom-Mutant geboren wurde, wird vielleicht die Zukunft weisen.

Fest steht, daß es in jener Nacht, fünf Arkonjahre nach Bostichs Inthronisation, zur großen Versammlung kam und ihm alle Herrscher erschienen, die zuvor auf dem Kristallthron gesessen hatten. »Gemeinsam« beschlossen sie, Bostichs Marionettendasein langfristig zu beenden. Ziel war, Arkon wieder groß zu machen, ein Imperium zu schaffen, das diesen Namen verdiente. Ja mehr noch: Es sollte nicht nur an die alte Macht und Glorie des Tai Ark’Tussan angeknüpft werden, sondern vielmehr an die des Großen Tamaniums der lemurischen Ahnen, um dieses – langfristig gesehen – letztlich sogar zu übertreffen.

Es ist nicht klar, ob jener alte Mann, der Bostich außer den anderen Imperatoren erschien, tatsächlich auf einem realen Kontakt zur Superintelligenz ES beruhte. Sogar Bostich selbst zweifelte, und er erhielt weder Bestätigung noch Widerlegung, als er maßgeblich am Kampf gegen die Kosmische Fabrik MATERIA teilnahm.

Mit dem Wissen, das wir inzwischen haben, könnte es jedoch durchaus zu vereinbaren sein, daß es sich wirklich um ES handelte: Bis zum 2. Mai 1291 NGZ reichte der Bogen der in sich geschlossenen Zeitschleife; anzunehmen also, daß ES der Ausgang der Schlacht sowie die Beteiligung des kristallimperialistischen Imperators daran bekannt waren.

Offen und nur als Wahrscheinlichkeit einzuschätzen dagegen war für ES die weitere Entwicklung – somit auch das, was Bostich I. in den Jahren ab 1291 NGZ plante, einleitete und umsetzte. Deshalb also die Warnung, Bostich habe einen hohen Preis zu zahlen, weil sich nicht alle Träume realisieren lassen und manche nur der Hybris entspringen? Wir wissen es nicht.

Bekannt ist dagegen, welche Schritte der Imperator tat, um sich den Platz im Kristall der Geschichte zu sichern. Massive Flottenaufrüstung und die Einverleibung früherer Kolonialwelten ins Kristallimperium waren hierbei die offenkundige Entwicklung, jedoch nur die Ouvertüre. Unterstützt von seinem Freund Aktakul, zwischenzeitlich als Ka’Marentis der Chefwissenschaftler, wurde parallel dazu der eigentliche Paukenschlag vorbereitet.

Um diesen richtig einschätzen zu können, müssen wir einen Blick in die Vergangenheit werfen: Für Jahrtausende war Tiga Ranton, das Synchronsystem der Drei Welten, Synonym für Arkon an sich. Nur Arkon III entsprach hierbei der ursprünglichen Zählung als dritter Planet. Die dichter werdende Bebauung, die letztlich in einen »Totalausbau« mündete, hatte allerdings schon zum Ausweichen auf die beiden Nachbarplaneten geführt, bevor diese in die gemeinsame Umlaufbahn von Arkon III gebracht wurden.

Initiator war Imperator Gonozal III., in dessen Herrschaftszeit um 12.954 vor Christus die Grobpositionierung abgeschlossen wurde. Dieses Projekt wurde in späterer Zeit zum Staatsgeheimnis erklärt und machte statt dessen der offiziellen Lesart Platz, die Natur, die She’Huhan-Sternengötter oder beides zusammen hätten dieses einmalige System geschaffen, vorbestimmt für die Glorie und den Ruhm Arkons und der Arkoniden.

Seither gab es drei Welten auf einer gemeinsamen Umlaufbahn von rund 620 Millionen Kilometern Radius, angeordnet als die Eckpunkte eines gleichseitigen Dreiecks, so daß der Abstand zum jeweils benachbarten 1,0739 Milliarden Kilometer betrug.

Arkon I war hierbei nun der ehemalige zweite Planet, der schon vor der Umgruppierung als reine Wohnwelt genutzt worden war und nun zu Gos’Ranton, der Kristallwelt, wurde. Arkon II, zuvor der vierte Planet, wurde zu Mehan’Ranton, der Handelswelt, während Arkon III fortan Gor’Ranton genannt wurde, was wörtlich »Kampfwelt« bedeutete, meist jedoch vereinfacht als Kriegswelt übersetzt wurde, der Planet des militärisch-industriellen Komplexes und Hauptwaffen- und -rüstungsschmiede des Großen Imperiums.

Beim Angriff der Blues auf das Arkonsystem Ende September 2329 wurde ebendiese Kriegswelt vernichtet; ein Trauma, das die ohnehin in jener Zeit als dekadent und degeneriert eingeschätzten Arkoniden nie so richtig verwanden. Schließlich handelte es sich nicht nur um das Industriezentrum, sondern auch um die Welt des Siedlungsbeginns im Arkonsystem an sich.

Pläne, aus den Trümmern des zerstörten Planeten ein neues Arkon III zu rekonstruieren, gab es im Laufe der Zeit ebenso wie die Überlegung, einen anderen aus dem System auf diese Position zu bringen. Doch nicht einmal Atlan konnte diese in der Zeit der neuen Blüte der Arkoniden nach dem Ende der Monos-Diktatur umsetzen.

Man mag ja sonst von Imperator Bostich halten, was man will, aber dieser Ruhm gebührt in der Tat ihm. Und daß für die Umsetzung sein Freund Aktakul auf »uralte« lemurische Technik zurückgriff, wie sie später auch von den Tefrodern und den Meistern der Insel verwendet wurde, macht ebenfalls den Bezug zum Großen Tamanium mehr als deutlich – der Einsatz des Stoßimpuls-Generators, besser als Situationstransmitter bekannt, geht nämlich bei voller Ausreizung des damit verbundenen Potentials deutlich weiter (siehe PR-Computer 1986).

Mit den Situationstransmittern lassen sich nämlich nicht nur gewaltige Flotten fast nach Belieben und auf schnellsten Wege über große Distanzen versetzen, sondern diese Technologie gestattet die Realisierung noch größerer Projekte – nämlich die von Sonnentransmittern ... Wobei dies natürlich noch Zukunftsmusik ganz besonderer Art ist!

Rainer Castor