PERRY-RHODAN-Kommentar 2047


DER GESCHLOSSENE KREIS (I)


Im PERRY RHODAN-Kosmos beschreibt die Gesamtheit der Paralleluniversen ein als Ganzes existent-statisches Weltbild, das in seinen Teilen für den eingebundenen »Beobachter« jedoch nur von Wahrscheinlichkeiten geprägt wird, in dem das Bewußtsein und das damit verbundene Wissen die maßgeblichen Instanzen darstellen. Zu unterscheiden sind hierbei die umfassende Sicht von der der Alltagserfahrung. Das omnipräsente Alles-Jetzt bedeutet Freiheit in alle Richtungen (siehe PR-Computer 1989, 1990 und PR-Kommentar 2019, 2035, 2045, 2046).

In anderer Weise formulierten das schon die Flüsternden Stimmen der Superintelligenzen, als die Kunstwelt Wanderer in den Kessel von DaGlausch vorstieß: Muster der Bewußtwerdung sind nur so lange als Gegenstände wahrzunehmen und zu gebrauchen, wie die Aufmerksamkeit auf jene Dimensionalität konzentriert ist, für die sie aufgebaut sind. Ziel ist es, die Bewußtheit des Individuums zu steigern; mit der Entfaltung beziehungsweise Konzentration in die materielle Wirklichkeit verbunden ist jedoch, daß nur beschränkt Erfahrungen höherer Art bewußt gemacht werden können, weshalb die eigentliche Natur des Egos darin besteht, die scheinbaren Grenzen der Individualität einer Persönlichkeitsgestalt aufrechtzuerhalten.

Was mit den fünf Sinnen eines Individuums als Wirklichkeit erfahren wird, ist letztlich die Vergegenständlichung der ursprünglichen Erfahrung des Bewußtseins, die sich im niederdimensionalen System der Welt manifestiert. Alles körperlich-materiell Verwirklichte kann deshalb als Ausdehnung von Bewußtsein gekennzeichnet werden, wobei die individuellen Körper dessen Projektionen sind. Die subjektive Realität eines einzigen WESENS, für sich allein genommen, reicht deshalb aus, ein Universum für sich zu formen ... (PR 1993)

Ein solches »Universum«, geprägt von Wissen und einer ihm eigenen subjektiven Realität, stellt, wie wir nun erfahren haben, auch die Superintelligenz ES in ihrem geschlossenen Kreis dar. Eintrittspunkt war die Vereinigung der in ihren Ursprüngen weiterhin unbekannten Entitäten des Koridecc-Schmetterlings und der Sorrmo-Sporenwolke zum Grenzenlosen Glück von ESTARTU.

Ihr Versuch, ein Thoregon zu schaffen und in der NACHT einen PULS zu stabilisieren, scheiterte: Angewiesen auf die Anker in Form der Pflanzenväter und der Kym-Jorier – in ihrem Potential wohl dem analog zu sehen, was ES in anderem Zusammenhang einmal Eiris nannte, »raumzeitliche Stabilisierungsenergie« – bedeutete der Angriff K’UHGARS die Reduzierung auf eine extrem geschwächte, vom Untergang bedrohte Rest-Entität.

Der Auftrag der SOL war nun, die über 18 Millionen Jahre reichende Zeitschleife zu schließen. Als Träger des Wissens, die informelle Essenz, befand sich der Chronist »Delorian Rhodan« an Bord – von seiner Natur her in der in sich geschlossenen Existenz stets mehr als die Summe seiner »Teile«: Deshalb lästere niemand darüber, Perry Rhodan sei letztlich wohl irgendwie der Vater von ES, denn Delorian war im Grunde nie wirklich sein Sohn, sondern in seiner Gestalt als Baby immer nur das »Gefäß« des Chronisten und der mit diesem verbundenen Gesamtinformation!

Im Ableger des Pflanzenvaters Arystes und dem zum Kym-Jorier geschlüpften Kym erhält die Rest-Entität ESTARTUS einen letzten Anker; hinzu kommt der Chronist und die Psi-Materie im INSHARAM – und es geschieht wie es geschah und geschehen wird: Jenes geschwächte Geisteswesen entsteht, das erst später zur eigentlichen Superintelligenz namens ES wird (wir kennen ja, im Gegensatz zu den Beobachtern an Bord der SOL, die von Lotho Keraete in Band 2000 berichtete weitere Geschichte).

Es muß davon ausgegangen werden, daß das über den Chronisten einfließende zeitlose Wissen dem Wanderer nicht von Anfang an bewußt zur Verfügung steht, sondern erst nach und nach als solches erkannt wird. In seiner Gänze wird es vielleicht sogar erst mit dem Schlagen des PULS erfaßt – bestimmt aber dennoch die Handlungen, die wir von ES kennen.

Ein erster »Schub« kann in dieser Hinsicht als die scheinbar ins Außen projizierte Wahrnehmung des »sechsdimensional funkelnden Juwels« angesehen werden, also der Verankerung der Superintelligenz mit der Erde (sofern hier nicht das zu jener Zeit schon von den Loowern auf der Erde deponierte Auge Laires ebenfalls eine Rolle gespielt hat), anderes bezieht sich auf das mitunter unlogisch, rätselhaft oder geheimnisvoll erscheinende Handeln und die typischen Orakel-Aussagen.

Fest steht, daß der Wendepunkt mit dem PULS und dem Durchgang der SOL durch den Mega-Dom erreicht ist: Fortan beschränkt sich das Wissen von ES auf die Wahrscheinlichkeiten im Geflecht des Multiversums, die exakte Kenntnis der »Zukunft« ist unwiderruflich beendet.

Alles, was nach dem 2. Mai 1291 NGZ geschieht, ist offen, eine Sicherheit gibt es nicht mehr – aber auch keine Determination, die die Universalsequenzen von 18 Millionen Jahren in eine »starre Form« goß und zu dem festschrieb, im Kreislauf festschreibt und weiterhin festschreiben wird, was als die bekannte Geschichte zu bezeichnen ist. Er verstand sich als junges, geschwächtes Geisteswesen auf Wanderschaft durch Raum und Zeit, auf der Suche nach einer Heimat ... Seine Aufmerksamkeit fiel auf einen Sauerstoffplaneten, der sich objektiv gesehen durch keinerlei Besonderheiten auszeichnete ... Ein kosmisches Kraftfeld umhüllte jedoch den Planeten, ein sechsdimensional funkelndes Juwel, und die Verlockung schien ihm so mächtig, daß der Wanderer sich nicht entziehen konnte. Er glaubte sagen zu können, daß er seine Heimat gefunden hatte; auf dem dritten Planeten einer gelben Sonne (PR 2000).

Den Rest hat Lotho Keraete berichtet, der Kreis ist somit geschlossen ...

Rainer Castor