Wer sich näher mit den Hintergründen und Ursprüngen des als »Galaktische Mediziner« umschriebenen Volkes der Aras beschäftigt, muß schon recht tief in die Vergangenheit vorstoßen: Um 17.000 vor Christus traten erstmals jene schweren, galaxisweiten, die Raumfahrt behindernden Hyperstürme in Erscheinung, die schließlich in die als Archaische Perioden bezeichnete Epoche mündeten, in denen die Kontakte zwischen den Welten abbrachen, weil nahezu die gesamte 5-D-Technik lahmgelegt war.
Das Abflauen der aus dem Galaktischen Zentrum hervorbrechenden Hyperstürme um 16.000 vor Christus bedingte, daß etwa ab 3760 da Ark die arkonidische Raumfahrt fast vom Niveau »Null« wieder von neuem beginnen mußte. Hauptantrieb war hierbei die Ausbreitung der Nomadenkultur der Iprasa-Arkoniden nach dem Motto: »Das All kennt keinen Horizont.« Zunächst bereisten die im Matriarchat lebenden Raumnomaden, aus denen durch eingeheiratete Mitglieder des Arkonadels die »Clans des Raumnomadenadels« entstanden, den Kugelsternhaufen mit ihren Großraumschiffen und den aus Asteroiden erbauten Handels- und Wohn-Habitaten. Später stießen sie weit Richtung »Nebelsektor« vor – so genannt, weil von der Position Thantur-Loks aus die Milchstraßenhauptebene als nebelhaftes Sternenmeer wirkte.
Von einem um 13.500 vor Christus in die Umlaufbahn des Planeten Archetz, dem fünften der Sonne Rusuma, eingeschwenkten Habitat erfolgte die Besiedlung der Hauptwelt der Galaktischen Händler. Aus den Nachkommen, die wiederum als Händler lebten und ihrerseits dem nomadenhaften Drang folgten, entstanden schließlich die Mehandor, nun jedoch rein patriarchalisch organisiert.
Die Aras wiederum gingen aus einer Springer-Sippe hervor, die sich auf den Handel mit pharmakologisch wichtigen Spezialchemikalien, Arzneimitteln, Toxinen und ursprünglich auch exotischen Tier-, Pilz- und Pflanzenarten spezialisiert hatte. Nicht zuletzt aus Furcht vor der Gefährlichkeit dieser Waren wurde diese Sippe von den anderen Springern gemieden, aus der aufgrund des eingeschränkten Genpools recht schnell die körperlich schmächtigeren und gesundheitlich anfälligeren Aras hervorgingen.
Die Raumnomaden- und Händlertradition bestand bei ihnen fort, wenn auch unter dem besonderen Aspekt der Biomedizin, Bakteriologie, Virologie, Genetik und allen damit verbundenen Wissenschaftsgebieten. Den merkantilen Interessen entsprechend war und ist für die Aras Heilung von Krankheiten stets auch Geschäft; statt von »Patienten« sprechen sie im Regelfall nur von »Klienten«. Im Laufe der Zeit entstanden eine ganze Reihe von Forschungs- und Klinikwelten, von denen das um 3500 vor Christus eingerichtete Haupt-Klinikzentrum von Aralon, nur 38 Lichtjahre von Arkon entfernt, schließlich die größte Bedeutung erlangte, so daß viele darin fälschlicherweise die Ursprungswelt der Aras sahen und sehen.
Die Zunft der elitären Mantarheiler – das Mantar-Zada – als Betreiber der berühmten Mantarklinik des Kontinents Rotrom war hierbei Vorreiter: Zunft-Meister, Zada-Laktroteii, hatten in der ihnen eigenen und verfremdeten Art die Tradition der um 10.500 da Ark letztmals in Erscheinung getretenen Golteinheiler des Planeten Perpandron aufgegriffen und neu belebt (ATLAN 228 ff.). Schon diese, als »Ärzte der Seele« umschrieben, beriefen sich in verbrämter Weise auf den »Weisen Mantar«, was uns wiederum zur Person des Bauchaufschneiders von Imperator Barkam I. führt, zu Mantar da Monotos.
Worin lag aber nun die Besonderheit dieses um 15.600 vor Christus lebenden Arkoniden, daß sich neben den Golteinheilern sogar die Aras auf ihn bezogen? Haupttriebfeder der Ara-Forschung war und ist das Bestreben, die letzten Rätsel des Lebens zu lösen; Langlebigkeit, besser noch Unsterblichkeit hierbei unter anderem das Ziel, das sie zeitweise mit ihrem »Unsterblichkeitsserum« sogar erreichten (siehe PR-Computer 1968, ATLAN-Buch 14).
»Ewiges Leben« ist der Traum fast aller sterblichen Wesen, im besonderen jedoch einer, der sehr intensiv in der Überlieferung der Arkoniden und der aus ihnen hervorgegangenen Völker eine Rolle spielte. Hintergrund war hierbei die von Ungezählten betriebene Suche nach einer »Welt des Ewigen Lebens« – sie führte Kerlon wie Crest zur Erde und hatte, wie wir wissen, mit Blick auf die Kunstwelt Wanderer der Superintelligenz ES mehr als nur ein reales wie berechtigtes Körnchen Wahrheit.
Genau wie später die Terraner waren auch die Arkoniden einmal ein von ES »bevorzugtes« Volk; für sie war der legendäre Planet Zhygor die Kontaktstelle – und es gab eine ganze Reihe von Imperatoren und ihrer Vertrauten, die in den Genuß von Zellduschen und der damit verbundenen Langlebigkeit kamen. Im Gegensatz zur Praktik eines Perry Rhodans der Frühzeit des Solaren Imperiums fiel bei den Arkoniden das Wissen um diese Dinge jedoch stets unter strikteste Geheimhaltung, ging schließlich sogar wieder ganz verloren. Der breiten Masse bekannt waren nur die ausgeschmückten und schwer überprüfbaren, zu Legenden und Mythen ausgewachsenen Gerüchte.
Daß sich dennoch in gewissen Kreisen konkreteres Wissen erhielt, wird durch die Tradition der Mantarheiler deutlich: Mantar da Monotos war einer dieser zellgeduscht-langlebigen Arkoniden, überdies ein genialer Mediziner, der nicht umsonst zum Leibarzt und Kristallmeister seines Imperators avancierte. Klangvolle Namen wie Sogmanton Agh’Khaal, der nach dem legendären Arbaraith suchte und die nach ihm benannte Barriere entdeckte, der Paraphysiker Belzikaan oder die in die Sagenwelt von Hiaroon als »die Barmherzige« eingegangene Arkanta Chariklis verbinden sich mit der Herrschaftszeit Barkams I.
Mag sein, daß die Mantarheiler des Jahres 1303 NGZ außer dem Namen nicht mehr viel mit diesen Ursprüngen gemeinsam haben – daß sie sich aber darauf beziehen, sollte nachdenklich stimmen.
Rainer Castor