Dringende Warnung: Zuerst Roman lesen!
Wenn von der Eastside der Milchstraße gesprochen wird, denken wir vor allem an die hier beheimateten Blues-Völker, vielleicht noch an die Linguiden oder daran, daß auch das ehemalige Blaue System der Akonen hier zu finden ist. Aber sonst ...?
Bei genauerer Betrachtung muß man sich jedoch vor Augen halten, daß mit dem Begriff Eastside immerhin die Hälfte unserer Galaxis gemeint ist und daß sie einen Bereich von mindestens 100 Milliarden Sonnen umfaßt. Auch ist zu beachten, daß die Entwicklung nicht erst mit dem Auftreten der Blues – die sich selbst Jülziish nennen – begann oder sich allein darauf beschränkt.
Es sei zum Beispiel an das von den Arkoniden initiierte, aber gescheiterte Projekt Tiga Ranton erinnert, das zum Entstehen der Linguiden führte (PR 1555). Oder auch daran, daß die meisten der über Transmitter zu erreichenden Siedlungswelten der Akonen eben in der Eastside lagen. Bei den ursprünglichen Akonen wiederum handelte es sich um Lemur-Kolonisten, die nicht den Exodus nach Andromeda mitmachten – von den Lemurern Zweite oder Große Insel genannt, lemurisch Karahol.
Drorah im Akon-System war die Zentralwelt des 87. Tamaniums, um 50.270 vor Christus erstmals besiedelt, und somit Teil jener Expansion, die etwa um 50.300 vor Christus über das Galaktische Zentrum hinaus vorstieß. Die Tamanien 82 bis 111 lagen alle in der Eastside!
Das 103. Tamanium, zu dem das Temur-Sonnenfünfeck gehörte, umfaßte beispielsweise den hoch über der Milchstraßenhauptebene gelegenen Temur-Sternhaufen, während das 110. Tamanium sich rings um den Misaam-Duo-Sonnentransmitter gruppierte (nachzulesen im PERRY RHODAN-Taschenbuch 411). Tamanium-Hauptwelt und gleichzeitig Sitz der Steueranlage in Form eines Pyramidendreiecks war hier der zweite Planet des Heeltro-Systems – identisch mit dem Simbansystem, dessen zweiter Planet später Roost genannt wurde; das Pyramidendreieck wurde von Blues am 2. Februar 2329 vernichtet.
Damit jedoch nicht genug: Um 1,4 Millionen Jahre vor Christus erhielten eine Million Querionen auf Veranlassung der Sieben Mächtigen hominide Körper. Als »Blockadebauer« richteten sie sich in der Milchstraße ein – ein Teil von ihnen siedelte sich auf dem Planeten Barkon an, die restlichen wurden bald als »Galaktische Ingenieure« bezeichnet (oder Petronier – später als die »Oldtimer« bekannt). Sie errichteten an sieben Stellen in der Milchstraße sogenannte Fallensysteme in Form von künstlichen »Planetenwällen«, bei denen alle Planeten auf einer gemeinsamen Umlaufbahn die Sonne umkreisten. Ihre Aufgabe war es, das sich nähernde Suprahet zu bändigen.
Weiterhin entstand ein intergalaktisches Netz von Stationen und Verbindungswegen, das bis zur Mächtigkeitsballung von ESTARTU reichte und den Kontakt zum querionischen Geisteskollektiv aufrechterhalten sollte, und einige Petronier waren sogar autorisiert, das Zeitbrunnensystem der Sieben Mächtigen zu nutzen. Unter anderem gab es einen Zeitbrunnen auf Barkon, einen weiteren auf der Erde. Parallel zu den Bemühungen der »Blockadebauer« kam es zu ersten Einfällen der Horden von Garbesch im Auftrag der Superintelligenz Seth-Apophis in die Lokale Gruppe.
Als um 1,18 Millionen Jahre vor Christus das Suprahet die Milchstraße erreichte, riß es, trotz der Abwehrmaßnahmen der Blockadebauer, große Lücken in verschiedene Regionen. Diese Zeit der Katastrophen nutzen die Horden von Garbesch für ihre Invasion. Es dauerte einige Zeit, bis die tatsächliche Gefahr erkannt und eine Abwehr organisiert wurde – der Beginn des Großen Galaktischen Kriegs wurde dann gleichgesetzt mit der Ankunft des Ritters der Tiefe Armadan von Harpoon in der Milchstraße.
Weitere Abwehrsysteme wurden geschaffen, Völker wie die Cyén-Gestaltwandler rekrutiert, der Too-Wächterorden mit den Ayiish Fiil der »Raumwurm-Geschwader« entstand, und parallel zu den sich verschärfenden Kämpfen versuchten die Petronier mit ihren Fallensystemen den Sternenfresser zu bannen (siehe ATLAN-Bücher 14 bis 16).
Im Jahr 1.115.674 vor Christus gelang schließlich die Bändigung der supraheterodynamischen Existenz im späteren Herkules-System; der dabei entstehende Riesenplanet fing jedoch rasch die 17 Planeten des Wallsystems ein und machte sie zu seinen Satelliten, während ein anderer Rest auf dem Planeten Tombstone zur Entwicklung der Schreckwürmer und des Molkex führte, was wiederum den Bogen zurück zu den Blues schlägt.
Die Petronier ließen den zukünftigen Völkern der Milchstraße eine warnende Botschaft in Form eines Observatoriums zurück. Dieses wurde 2326 von Tyll Leyden entdeckt – hier hatte ES auch einen der 25 ausgestreuten Zellaktivatoren deponiert (siehe PR-Roman 152).
Da die gebundenen Kräfte der Petronier/Barkoniden nach der Abwehr des Suprahets frei wurden, konnten sie sich vermehrt der Abwehr der Horden von Garbesch widmen. Aus diesem Grund entschloß sich ein Teil von ihnen, nicht ins Kollektiv der Querionen zurückzukehren, sondern körperlich zu bleiben, wohl wissend, daß der Preis dafür der Verlust ihrer Unsterblichkeit sein würde.
Für den Ritter der Tiefe Armadan von Harpoon erbauten sie in der Endphase des Großen Galaktischen Kriegs neben der späteren Provcon-Faust-Dunkelwolke auch die ANLAGE – beides ebenfalls in der Eastside gelegen.
Dies alles sind jedoch nur die bekannten Beispiele. Was sich ansonsten noch alles in den Weiten der Eastside verbergen mag, muß bis auf weiteres offen bleiben. Fest steht nur, daß hier wie auch im Sternenmeer der Westside noch längst nicht alles entdeckt und erforscht ist. Ausgedehnte Riesenreiche wird man zwar aufgrund der mit ihnen verbundenen Emissionen schwerlich übersehen haben, doch wie das Beispiel der Haluter zeigte, sagt das nichts über Hochkulturen aus, die sich bewußt zurückhalten und im verborgenen leben. Ganz zu schweigen von Artefakten und Hinterlassenschaften jener Zivilisationen, die vielleicht vor vielen Jahrmillionen existiert haben ...
Rainer Castor