Historische Entwicklung: Die Wiederaufbauphase nach dem Ende der Monos-Diktatur bedingte, daß in der Milchstraße quasi bei Null begonnen werden mußte. Schon der in den Jahren nach dem Hangay-Transfer tobende Hundertjährige Krieg hatte der Raumfahrtindustrie der galaktischen Völker schwere Schäden zugefügt – Stichworte: Hauri-Flotten und Blitzer-Schiffe.
Die daraufhin folgenden Dunklen Jahrhunderte beschränkten aus Gründen der Machterhaltung die Raumschiffproduktion und den -verkehr auf das absolut notwendige Minimum, nachdem die Milchstraße durch den Chronopulswall vom übrigen Universum isoliert worden war.
In den Jahrhunderten ihrer Herrschaft brachten die Cantaro Hunderttausende Raumer aller Typen von allen Völkern in die Eastside zum Raumschiffsfriedhof von Assih-Barang. 1145 NGZ von dem Plosta Densodder entdeckt, begann im Dezember 1147 NGZ unter der Aufsicht des Galaktikums eine Reaktivierung und Reparatur dieser Einheiten, bei der ab Februar 1149 NGZ auch stärker beschädigte Raumer einbezogen wurden. Als dritte Phase folgte dann ab Mai 1156 NGZ die Verschrottung des nicht verwertbaren Restmaterials, so daß die auf diese Weise gewonnenen Rohstoffe der im Neuaufbau befindlichen galaktischen Raumfahrtindustrie zugeführt werden konnten.
Die Verteilung der wieder flugfähigen Raumer und des anderen Materials erfolgte zunächst an die Regierungen der verschiedenen Milchstraßenvölker nach einem vom Galaktikum festgelegten Quotenschlüssel. Später ging man auch zunehmend zum Verkauf an Gruppen und Einzelpersonen über, um die private Raumfahrt ebenfalls wieder zu fördern. Gegen Ende 1164 NGZ wurden die letzten Reparatur- und Verwertungsanlagen demontiert.
Insgesamt hatte man mit der Zeit etwa 70.000 Raumschiffe repariert und wieder einsatzfähig gemacht. Hiervon ging ein Kontingent von 15.000 Einheiten an das in jener Zeit von Atlan auf Vordermann gebrachte Arkon, und die arkonidische Wirtschaft erfuhr bis 1169/70 NGZ eine ungeahnte Blüte. Im Gegensatz dazu hatte Terra zunächst mit den Simusense-Nachwirkungen zu kämpfen: In den ersten beiden Jahren nach Monos’ Ende konnten 750 Millionen Menschen befreit werden; erst im Mai 1163 lebten auf Terra wieder drei Milliarden Menschen, und nur noch 20.000 waren im Simusense vernetzt.
Während Terra angeschlagen war, ging Arkon im Grunde gestärkt aus der Monos-Zeit hervor und erlangte neues Selbstbewußtsein – verbunden allerdings auch mit verstärkten nationalistischen Tendenzen, die zunächst im lauter werdenden Ruf nach einem Neuen oder Zweiten Imperium Arkons mit Atlan als Imperator gipfelten.
Als 1170 NGZ auf der Orbanascholwerft von Arkon II die Entwicklung eines Wabenverbund-Zellensystems für einen neuen arkonidischen 500-Meter-Schlachtkreuzertyp abgeschlossen und später nach dem an Atlan übergebenen Schiff als ATLANTIS-Basisversion bezeichnet wurde, kennzeichnete das die Entwicklung der vorausgegangenen Jahrzehnte, in denen ein Großteil der technischen Innovationen von Arkon ausgegangen war.
Schon die Topsider-Krise des Jahres 1171 NGZ zeigte, daß sich die friedlichen Verhältnisse der Prä-Monos-Ära nicht automatisch wieder einstellen würden. Terra kehrte zwar in die Spitzengruppe der galaktischen Mächte zurück, doch im Galaktikum zeigten sich verstärkt Risse. Nicht zuletzt die Hyperraum-Parese des Jahres 1200 NGZ schürte die Ängste vor dem Verlust der gerade wiedergewonnenen Stabilität.
Zwar dauerte es noch Jahre, bis sich die veränderte Grundstimmung in politische Mehrheiten umsetzte, doch am 12. Februar 1223 NGZ wurde dann mit großer Mehrheit der Plophoser Buddcio Grigor, als politischer Falke ein Verfechter militärischer Stärke, als Nachfolger von Koka Szari Misonan auf den 711 LFT-Planeten zum Ersten Terraner gewählt.
Die Konsequenzen dieser Entwicklung wiederum waren schnell zu erkennen: Als Reaktion auf den verschärften Kurs Terras wurde das Neue Imperium Arkons in Kristallimperium umbenannt; Theta von Ariga widersetzte sich dem Ruf zur Wiedereinführung der Monarchie nicht länger, und am 1. Juni 1223 NGZ wurde sie die erste Imperatrice von Arkon, stand fortan mit imperialer Machtbefugnis an der Spitze des Gos’Tussan.
Die Terraner gingen mit Buddcio Grigor einen Weg, den der Zeitgeist ganz offenbar vorschrieb – weg von humanistischer Entwicklung, hin zu Stärke und klar abgegrenzter Identität. Terra hatte in der Milchstraße wieder Feinde, auch wenn sie so nicht genannt wurden. Das Verhältnis zu den Blues und Topsidern stand nicht zum besten, das zu den Arkonwelten verschlechterte sich rapide – im Kristallimperium wiederum wurde mit einer zunächst verdeckten Aufrüstung begonnen und der Ausbau einer Rüstungs-Infrastruktur in die Wege geleitet.
In Thantur-Lok rings um Arkon und zum Teil auch außerhalb des Kugelsternhaufens war eine Wiederherstellung des arkonidischen Imperiums nach ebenso altem wie überkommenem Muster eingeleitet: Binnen kürzester Zeit gerieten 10.000 Welten in Abhängigkeit, fest ins Kristallimperium integriert waren rund 800 bis 1000 Planeten – verbunden damit war der forcierte Ausbau der Flotte zur Absicherung dieses vergrößerten Einflußbereiches.
Obwohl der militaristische Buddcio Grigor am 15. März 1235 NGZ das Amt des Ersten Terraners an den aalglatten Medros Eavan verlor, wurden im Arkonsystem selbst bis Ende der 30er Jahre die Planeten sieben und acht (Tynoon und Tacha) als Teil des Inneren Festungsrings komplett zum militärischen Sperrgebiet erklärt und zu Rüstungsschmieden ersten Ranges ausgebaut; ähnliches betraf die 24 Monde von Arkon XI (Bhedan) und wurde später auf die zwölf Monde von Arkon X (Chaa) ausgedehnt.
Parallel dazu stieg in der Zeit bis 1240 NGZ die rein militärisch genutzte Flotte des Kristallimperiums auf insgesamt etwa 150.000 Raumer aller Größen an. Fortsetzung im nächsten PRK.
Rainer Castor