PERRY-RHODAN-Kommentar 2026


WAS PLANT BOSTICH?


Wichtige Warnung: Zuerst Roman lesen!

Eines muß man der Neuen USO lassen: Mag sie personell und ausstattungsmäßig – insbesondere was die Zahl der Raumschiffe betrifft – noch weit von ihrer Vorgängerin unter Lordadmiral Atlans Ägide entfernt sein, so hat sie es doch in der vergleichsweise kurzen Zeit ihres Bestehens geschafft, Undercover-Spezialisten an wichtigen Positionen im Herzen des Kristallimperiums zu plazieren.

Spezialist Sternvogel war einer davon, und Major Yonkine Kineda ist ein anderer; in seiner offiziellen Funktion einer der Sekretäre des Thek’athors Hyrion da Caesmol im Flottenzentralkommando Thektran auf Arkon II. Sein Vorgesetzter trägt die Verantwortung für sämtliche internen Personalangelegenheiten, gleichzeitig ist er als Dreisonnenträger einer der Admirale im Stab, Herr über die rund 280.000 Thek’pama, wie die Beamten, Mitarbeiter, Analysten und Planungsfachleute des Flottenzentralkommandos heißen.

In der arkonidischen Sprache steht Thek für Hügel oder Gipfel. Hiervon abgeleitet wurde Thek-Laktran, der »Hügel der Weisen«, als Regierungszentrum rings des Kristallpalastes auf Arkon I ebenso wie Thektran als Flottenzentralkommando sowie die Rangbezeichnung Thek’athor, wörtlich ein »Kommandeur auf dem Hügel oder Gipfel«.

Ursprünglich war Thektran selbstverständlich auf Arkon III angesiedelt, dem »Kriegsplaneten« des Großen Imperiums, und hier räumlich wie organisatorisch eng an jene Mammutpositronik angebunden, aus der der Robotregent hervorging. Dieser wurde am 15. Februar 2106 zerstört, als Folge der Zeitreise mit dem akonischen Epotron-Zeitumformer und dank der von Epetran 6023 Jahre zuvor installierten Irrsinnsschaltung. Perry Rhodans und Atlans Begegnung mit dem Ersten Wissenschaftler und die dabei vorgenommene Auswertung ihrer Gedächtnisinhalte lieferte Epetran die Kenntnis über die Zukunft und führten zum Schließen einer Zeitschleife (nachzulesen in PERRY RHODAN 125). Vor diesem Hintergrund erhielt übrigens die Sicherheitsschaltung A-1, welche Atlan ja die Machtübernahme im Jahr 2044 ermöglichte, »nachträglich« ebenfalls eine besondere Bedeutung, wurde sie doch auch von Epetran programmiert (PERRY RHODAN 86) ...

Beim Angriff der Blues auf das Arkonsystem am 28./29. September 2329 wurde dann Arkon III zerstört (PERRY RHODAN 199). In der Nachfolgezeit mußte die vormalige reine Handelswelt Arkon II die Arkon III zugeordneten Aufgaben, einschließlich des Sitzes von Thektran, mit übernehmen.

Das Trauma der Planetenvernichtung haben die Arkoniden im Grunde nie so richtig verwunden, schließlich handelte es sich bei dieser Welt um jene des Siedlungsbeginns, bevor Imperator Gonozal III. um 13.000 vor Christus mit dem Projekt Tiga Ranton die Umgruppierung der Planeten zwei und vier einleitete und das fortan glorifizierte System der »Drei Welten« auf gleicher Umlaufbahn schuf.

Yonkine Kineda erfährt nun, daß für Thektran nicht nur ein neuer Standort erwogen, sondern praktisch umgesetzt wird – damit verbunden scheinen jene seit Ende 1302 NGZ laufenden geheimen Aktivitäten zwischen der 20. und 21. Planetenbahn des Arkon-Systems zu sein.

Kinedas Recherchen bringen zu Tage, daß mit dem Codebegriff Ark’Thektran der Umzug in das neue Flottenzentralkommando gemeint ist. Die durchaus beeindruckende Ausstattung wird im Roman geschildert, und daß die gesamte »Anlage« flugfähig ausgelegt ist, darf angesichts er traumatischen Erfahrungen um Arkon III nicht verwundern.

Nahezu nichts kann USO-Spezialist Kineda über das Projekt Huhany’Tussan herausfinden, ein Kunstwort, das soviel wie Göttliches Imperium bedeutet – abgeleitet von She’Huhan, den Sternengöttern, über huhany, »göttlich(es)«, und Tussan, »Imperium«, verwendet in Tai Ark’Tussan, dem Großen (Arkon-)Imperium, oder Gos’Tussan, dem Kristallimperium. Die Vermutung, daß Bostich mit diesem Codenamen seine Expansionspläne insgesamt umschreibt, mag naheliegend sein, doch eine Bestätigung dafür gibt es nicht.

Neben diesen eher längerfristig orientierten Vorhaben bereitet das bald bevorstehende Projekt Stiller Riese, durch das Terra angeblich entscheidend geschwächt werden soll, viel mehr Sorgen, schließlich ist hierzu sogar schon von Bostich selbst das konkrete Datum genannt worden: Exakt am 27. September 1303 NGZ soll die 4. Arkonidische Imperiumsflotte in Marsch gesetzt werden – gemäß der arkonidischen Zeitrechnung am 1. Prago der Katanen des Capits 21.422 da Ark. Operation Toor’agh Taion.

Was soll man sich darunter vorstellen? Die Wortherkunft gibt keine Erklärung; Breheb-Toor bedeutet »Achtung, Stillgestanden«, Tooragh läßt sich mit »Stille(r)« übersetzen, Tai steht für groß/großes/großer und Taion ist die Ableitung davon im Sinne von »Riese«.

Ist die GILGAMESCH der Stille Riese? Oder ist damit das Ziel gemeint? Wenn ja, welches? Bekannt ist nur, daß der GILGAMESCH eine wichtige Rolle zugedacht ist, denn sie soll mitnichten über Mirkandol eingesetzt, sondern in die 4. Imperiumsflotte eingegliedert werden. Der Einbau der normalerweise planetengestützten Transformgeschütze, ausgelegt für Kaliber bis 8000 Gigatonnen Vergleichs-TNT und eine Kernschußdistanz von bis zu 25 Millionen Kilometern, verheißt nichts Gutes. Mit diesen Waffen ausgestattet, als Teil einer großen Flotte des Kristallimperiums, stellt die GILGAMESCH eine Gefahr dar, die nicht unterschätzt werden darf.

Der Plan der USO, sich dieser Gefahr zu entledigen, ist somit ebenso sinnvoll wie notwendig – selbst wenn das das Ende dieses auf Camelot erbauten Raumschiffes bedeutet. Ein solches Machtmittel darf jemand wie Bostich nicht in den Händen bleiben. Ob die Vernichtung der GILGAMESCH jedoch gelingt, bleibt abzuwarten; und selbst wenn sie stattfindet, sagt das absolut nichts über die geplante Operation Stiller Riese aus, leider ...

Rainer Castor